Foursquare

Was über soziale Netzwerke habe ich hier im Blog ja schon oft geschrieben, jedenfalls seit es bei WordPress ist und nicht mehr bei Ipernity. In meinen Beiträgen ging es inhaltlich zuletzt u.a. um Tumblr, Flickr, Facebook, Google+, Pinterest, Twitter, Instagram, Microsoft Socl und Youtube, aber noch nie um Foursquare. Mich hatte Foursquare bisher einfach nicht interessiert.

Foursquare interessierte mich deshalb bisher nicht, weil es ein standortbezogener Dienst ist. Ich konnte mit Geolocation-Gedöns einfach grundsätzlich nichts anfangen. Für mich war das Internet (bzw. allgemeiner der Trend zur vernetzten Digitalisierung von Daten) etwas, das die Orts- und Zeitgebundenheit von Daten aufhebt. Location awareness bei Apps fühlte sich für mich aber eher wie augmented reality an, also wie etwas, das einen Orts- und Zeitbezug aufgreift, und das war nicht mein Ding. Das Netz war die eine Welt, mein Körper war in einer anderen. Die Information, wo in der anderen, gehörte für mich zu den Daten, die im Netz nichts zu suchen hatten.

Allein technische Neugier und allgemeines Interesse an sozialen Netzwerken brachten mich dazu, mich Mitte 2010 erstmals irgendwo bei Foursquare einzuchecken. Mit meinem Symbian-Handy konnte ich schon damals aus diversen Apps heraus auch neue Orte anlegen oder bestehende finden und dort einchecken. Die notwendige mobile Hardware war also vorhanden. Nur zwei Dinge fehlten: Das gute Gefühl dabei. Und der Sinn des Ganzen!

Und wenn ich schon zurückblicke, dann gleich richtig: Gut einen Montag vor meinem ersten Check-in bei Foursquare hatte ich mich (in meinem alten Blog) damals sogar über ein Gratisgetränk beklagt, das man auf einer Veranstaltung für ein Check-in bei Foursquare bekam. Ich monierte dort auch, dass man weitere Getränke zum halben Preis erhielt, wenn man die Bestellung twitterte. Ich beklagte, dass man wegen „Datensparsamkeit“ evtl. „die Auswahl des eigenen Getränkes nicht weltweit veröffentlichen will“. Ich hatte also neben dem schlechten Gefühl und der nicht erkannten Sinnhaftigkeit auch konkrete und grundsätzliche Einwände gegen so manche Anwendung ortsbezogener Dienste.

Und wie ist es nun heute, keine 3½ Jahre später? Hat sich etwas grundlegend verändert?

Zunächst aber: Was ist überhaupt Foursquare?

  • Bei Foursquare kann man durch Check-ins Punkte sammeln. Punkte sind flüchtig. (Ausgenommen der eigene 7-Tage-Highscore.) Sie bestimmen den sich ständig verändernden eigenen Platz in der Rangliste im Freundeskreis. Dieser zeigt das Verhältnis an Aktivität. Ich habe aktuell 75 Punkte, mein Highscore ist 85, und ich bin heute auf Rang #7.
  • Außerdem sammelt man Mayorships. Auch die sind flüchtig. Man sieht nur die aktuellen. Mayor wird man von einer Location, wenn man in einem bestimmten Zeitraum einmal öfter dort eingecheckt hat als alle anderen Foursquare-User. Ich habe aktuell 3 Mayorships. Einer wurde mir gestern weggeschnappt. Man kriegt dann in der Meldungsliste einen lustigen Eintrag, der mit „Wahrhaftig!“ beginnt.
  • Ferner sammelt man Badges. Badges sind nicht flüchtig und erscheinen im öffentlichen Profil. Sie haben lustige Namen und beschreiben irgendwelche statistischen Eigenschaften der Menge aller bisherigen eigenen Check-ins. Ich habe derzeit 8 Badges mit Namen wie „Local“, „Shutterbug“, „Warhol“, „Superstar“ und „Mall Rat“. Diese fünf habe ich in den letzten paar Tagen hinzugewonnen.
  • Normalerweise nichtflüchtig sammelt man auch Freunde. Freundschaften sind wechselseitig, müssen also bestätigt werden. Seit ich meinen Account mit Twitter verbunden hatte, bekam ich nach und nach zusammen 20 Anfragen. Als ich dann jüngst selber meine Twitter-Freunde eingeladen hatte, wuchs das in einer Woche auf 52. Viele davon kenne ich nicht persönlich. Das ist also so wie bei jedem anderen sozialen Netzwerk auch, nur dass es eben keine einseitige Folgemöglichkeit gibt. Einen öffentlichen RSS-Feed der eigenen Check-ins gibt es zwar, aber der ist mit einer Schutznummer versehen, die man nicht weitergeben soll.
  • Man kann nicht nur sammeln, sondern auch Dinge selber anlegen. Neben dem Erzeugen von neuen Locations an sich, kann man auch Tipps zu bestehenden Locations hinzufügen, also dort Texte annotieren. Und Fotos. Auch öffentliche Listen kann man anlegen, z.B. von Orten, die man noch erst besuchen will. Und natürlich kann man Meldungen kommentieren oder liken. Meldungen beschreiben Ereignisse im Freundeskreis, z.B. deren Check-ins.
  • Einchecken kann man mit diversen Apps, also nicht nur mit der Foursquare-eigenen. So kann man z.B. bei Instagram Bilder auf eine Fotokarte platzieren. Die Orte werden dort aus der Foursquare-Datenbank ausgewählt, und man kann beim Hochladen gleich mit bei Foursquare einchecken. Das Bild wird dann dort auch der ausgewählten Location hinzugefügt. Wird der Instagram-Link mit bei Twitter geteilt, steht auch die Foursquare-Ortsangabe mit drin.
  • Neben Freunden gibt es bei Foursquare (wie bei Facebook oder Google+) auch Seiten, die man liken kann. Bei den gelikten Seiten kann man jeweils einzeln abschalten, ob man von ihr Update-Informationen erhalten möchte, wenn man in der Nähe ist. Auch Push-Benachrichtigungen von Freunde-Check-Ins in der Nähe kann man aktivieren.
  • Über Dritt-Apps kann man auch u.a. auf anderen Plattformen verwaltete Events mit einer Location verbinden. Foursquare hat da eine recht offene API. Über eine solche Location war ich kürzlich auch gestolpert, obwohl das eher selten ist, weil die meisten Events heutzutage ja nicht über eine offene Plattform, sondern über Facebook organisiert werden, das ein eigenes Location-System hat.
  • Man kann eine Location auch claimen. Man wird dann von einem Call-Center angerufen, muss sein Anliegen erklären und kriegt dann eine Postkarte mit einem Code an die Location zugeschickt. Wenn man einen Ort nämlich nicht claimt, kann jeder sämtliche Angaben korrigieren, darunter auch die Ortskoordinaten (durch Verschieben auf der Karte). Die Informationsangebote sollen laut Foursquare-Blog in Kürze ausgebaut werden, z.B. mit Speisekarten u.ä.
  • In Kürze soll auch das Tipp-System noch ausgebaut werden. Auch für Orte, an denen man noch nie eingecheckt hat, soll man dann Push-Tipps bekommen können, wenn man in die Nähe kommt und ein Freund dort einmal einen Tipp hinterlassen hat.
  • Und nicht zuletzt gibt es Features, die man sicher nicht nutzen wird. So kann man z.B. Foursquare mit einer Kreditkarte verbinden. Dass man dadurch in Europa sinnvoll „Geld sparen“ kann, halte ich für unrealistisch.

Nun aber zurück zu den o.g. objektiven Einwänden, sowie dem persönlichen schlechten Gefühl und dem irgendwie fehlenden echten Sinn des Ganzen. Wie sehe ich das heute, knapp 3½ Jahre später?

Zu den Einwänden: Datensparsamkeit als reinen Selbstzweck würde heute kein gebildeter Mensch mehr aufrichtig promoten, denn durch den nun für alle erkennbar nachhaltigen gesellschaftlichen Umbruch hin zur vernetzten Digitalisierung von Daten führt so etwas unabwendbar zu Enthaltsamkeit an sozialer Teilhabe, durch die man sich wiederum letztendlich nur selber entmündigt. Die eigentlichen Probleme (z.B. in Sachen Persönlichkeitsrecht die Umkehr der Unschuldsvermutung, der Abbau der Rechtswegegarantie und die Auflösung des Kausalitätsprinzips) würden sich noch schneller weiter verschlimmern.

Und von so einem Irrsinn, wie von einem Foursquare/Twitter-Verweigerer den vierfachen Preis (für zwei Getränke) zu verlangen, habe ich außerdem auch nie wieder gehört. Selbst Facebook ist mit dem aufwendigen Versuch elendig gescheitert, Boni für Check-ins in Geschäften zu etablieren. Denn selbst wenn heute jeder über die notwendige mobile Hardware verfügt, will sich doch niemand so öffentlich für den Nutzen anderer instrumentieren lassen. Die peinlichen Rabattjäger mit ihrer Payback-Kundenkarte werden sowas tunlichst weiterhin heimlich tun. Es gibt also keinen Grund, hier Angst vor Kommerzialisierung zu haben.

Zum schlechten Gefühl: Das ist geblieben. Ich würde mich auch heute noch nicht bei mir zuhause oder am Arbeitsplatz einchecken. In anderen Fällen (öffentliche Veranstaltung, öffentlicher Speiseort oder allgemein interessante Location) überkommt es mich aber manchmal. All die Jahre schon gelegentlich, aber neuerdings immer öfter. Und auch Foursquare-Poweruser verursachen bei mir heute keine Fremdschämanfälle mehr. Dennoch besteht der Reiz für mich auch gerade darin, bestimmte Check-ins bewusst wegzulassen. Das neu eröffnete vegetarische Restaurant z.B. — oder auch das Lieblingsrestaurant. Man will Dinge ja auch unbeobachtet entdecken oder genießen können.

Und zuletzt zum nicht erkannten Sinn des Ganzen: Der ist insbesondere geblieben. So habe ich mich jüngst erwischt, dass ich auf dem Kontakt-Tab dieses Blogs geschrieben habe

Ja, es ist die Faszination des Sinnlosen. Und es macht einfach Spaß!

Kleines Manko: Leider sind die Dialoge an den Ereignissen nicht ganz öffentlich. Bei meinem Check-in auf der Brücke von Arnheim z.B. erscheinen die Kommentare erst, wenn man sich bei Foursquare eingeloggt hat. Über mangelnde Öffentlichkeit kann ich mich ja leicht mal aufregen — siehe bei Bedarf z.B. meinen alten Rant über Datenschutz bei der Facebook-Timeline (noch mehr Kram aus meinem alten Blog).

Aber vielleicht ist ein bisschen Datenschutz in diesem Fall ja gar nicht mal so schlecht. Insbesondere wenn er denn irgendwann fällt. Foursquare ist in den letzten Jahren nach und nach immer öffentlicher geworden, die Nutzungsbestimmungen wurden entsprechend angepasst. Es besteht also noch Hoffnung…

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3 Antworten zu Foursquare

  1. Pingback: Ein Swarm für Foursquare | Wolkenstich

  2. Kourtney schreibt:

    To think, I was cosfuned a minute ago.

  3. audi q7 houston schreibt:

    I was lucky since they had already made one of the ones I wanted earlier that morning … I don’t think he understood that I ordered it special to be made fresh at that moment … (little things like that tell me that Culinaria days ultimately are numbered … ) I won’t even go into things like $15 pancake mix and boxes of pop tarts.

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