Threads

Threads von Meta ist eine merkwürdige Plattform. Leute entfernen da zuhauf ihre eigenen Follower, weil sie sich durch Follower generell belästigt und gestalkt fühlen. Als ob es sie etwas anginge, wer ihnen folgt. Es ist doch eh alles öffentlich, und mit einem Follower ist man ja auch nicht irgendwie verbandelt. Leute löschen da auch massiv ihre eigenen Posts, wenn ihnen eine Antwort nicht gefällt. Als ob die Replik bei ihnen selbst geschrieben worden wäre und nicht bloß ein eigenständiger Post mit einem gesetzten Bezug ist. Und Leute nennen da fast immer auch einzelne Posts „Thread“, obwohl „Threads“ ja ein etablierter Begriff für verknüpfte Stränge von Posts ist.

Kurzum: Die Leute bei Threads sind offenbar überwiegend nicht bei Twitter sozialisiert, sondern eher bei Instagram oder Facebook. Im Thread https://www.threads.net/@kristenzeta/post/C53HkHcSQan gibt es z.B. eine aktuelle Diskussion um Sinn und Unsinn von Quote Posts. Diese wird bei Mastodon seit 2016 geführt, aber nicht so absurd und so heftig. Und vor allen Dingen nicht so naiv. Das ist wirklich lesenswert. Faszinierend ist dabei, wie wenige Leute bei Threads verstanden haben, was ein Quote Post eigentlich ist, und was nicht. Also wieviel Threads als Plattform eigentlich die Internalisierung von Twitter-Konzepten voraussetzt und wie wenig diese in der Realität gegeben ist.

Bereits in https://www.threads.net/@nnzgram/post/C3Fyl3BNEfp antwortete ich mal jemandem*, dier dachte, dass das Löschen eines Beitrags auch die Kommentare löscht, dies: „Instagram hat ein Post-and-Comment-Modell, d.h. Kommentare reichern einen Post da nur an. Der Poster hat das Hausrecht. Threads hat (wie Bluesky, Mastodon, usw.) ein Post-and-Reply-Modell, d.h. Kommentare gibt es nicht. Ein Post kann an andere Posts anknüpfen (als Reply oder Quote), steht aber niemals unter fremdem Hausrecht. Das war auch der Grund, warum Threads eine separate App wurde. Die Modelle waren zu unterschiedlich. Es gibt keine ‚Hauptposts‘, und Du kannst niemals fremde Posts löschen.“. Und das ist nur eines vieler Beispiele dafür, dass auch die Reply-Funktion bei Threads von den Leuten dort kaum verstanden wird. Bei Twitter waren „Drükos“ (Quote Posts) und „Drukos“ (Replys) gängige Begriffe und Konzepte.

Eine Bemerkung zum Stichwort Hausrecht: Was man bei Threads dennoch machen kann, ist eine Verknüpfung an einem fremden Post löschen. Oder zumindest die Darstellung einer Verknüpfung bei anderen ausblenden. Es gibt eine „für alle verbergen“-Funktion, die deshalb manchmal ein bisschen toxisch sein kann, aber von den Leuten bei Threads heiß geliebt wird. Klar macht die auch Sinn, wenn z.B. Influencer Trolle bekämpfen müssen, die auf deren Reichweite reiten wollen, aber sie wird bei Threads halt von jedem gerne genutzt, dem eine Antwort nicht gefällt. Dazu kommt noch die seltsame Thread-Darstellung bei Threads, und der aggressive „For you“-Algorithmus (es gibt nur zwei Algorithmen: den Interest-Graph-basierten „For you“ und den Social-Graph-basierten „Following“, den ich aber noch nie verwendet habe), so dass die User auch von der Plattform geradezu getrieben werden, zu dieser Funktion zu greifen.

Aber nicht nur die Leute bei Threads sind komisch. Auch die Technik funktioniert nicht immer nachvollziehbar. An meinem Post https://www.threads.net/@nnzgram/post/C534VN1LY0d steht z.B. „1 reply“, aber es wird keiner angezeigt. Mit https://www.threads.net/@jana.zx6r/post/C53-A58CyBN gibt es aber tatsächlich mindestens einen Reply auf meinen Post. Vermutlich ist dieser mit „1 reply“ gemeint. Von dort aus kommt man über die Verbindung auch zurück zu meinem Post, aber dann nicht wieder hin zu diesem Reply darauf. In die andere Richtung gibt es keine Verbindung. Es steht an meinem Post zwar „1 reply“, aber eben kein Reply, obwohl es den ja wirklich gibt. Man kann nur von dem Reply aus den Thread hochnavigieren, aber nicht wieder herunter. So ein o.g. Fall von „für alle verborgen“ ist das aber nicht, wie ich im übernächsten Absatz gleich darstellen werde.

Was aber viel schlimmer ist: Auch in meinen Notifications https://www.threads.net/activity/replies wird dieser Reply nicht angezeigt. Ich komme also auch selber nicht irgendwie anders zu dem Reply auf meinen Post! Und ich hätte auch nie davon erfahren, wenn ich nicht auf Verdacht (weil da „1 reply“ steht) bei der Vorposter:in meines Posts in deren* Replies-Feed https://www.threads.net/@jana.zx6r/replies manuell nach einem Reply auf meinen Post gesucht hätte. Und ich wurde dort nur fündig, weil es zufällig dieselbe Person war. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätte ich keine Chance gehabt, den Reply auf meinen Post zu finden.

Mir stellt sich natürlich die Frage, was hier passiert war. Denn wenn ich mir z.B. https://www.threads.net/@franknffphotography/post/C3us87ltj84 anschaue, also einen Beispielpost, bei dem hinter mir ein Thread ist (zwei andere Leute unterhalten sich), dann kann ich nur bei meinem direkten Nachfolgepost ein „Hide for everyone“ auslösen. Bei den weiter hinten geht nur „Hide“. Da ist also niemand, der auf dem o.g. „1 reply“ ein „Hide for everyone“ gemacht haben könnte. Denn dann müsste sich meine Vorposter:in selbst für alle verborgen haben, was ja aber nicht geht. Nur ich hätte das tun können! Habe ich aber nicht. Der Erklärungsversuch, dass vielleicht jemand „Hide for everyone“ gemacht haben könnte, trägt also nicht.

Meine Auflösung ist einfach die folgende überhaupt nicht gewagte These: Vermutlich ist Threads hier einfach kaputt. Dass ausgerechnet die Plattform, die sich „Threads“ nennt (und deren User zur Verwirrung aller auch die einzelnen Posts „Threads“ nennen) keine auch nur ansatzweise brauchbare Threads-Darstellung hat, und diese außerdem auch noch andauernd sichtbar kaputt ist, und man oft Post nicht wiederfindet, oder falsche Verbindungen sieht, habe ich auch bei anderen schon sehr oft gelesen. Eine Weile lang sogar beinahe täglich. Die Software der Plattform ist hier offenbar noch Schrott.

Aber das Merkwürdigere bei Threads sind wie gesagt die Leute. In https://www.threads.net/@nnzgram/post/C5JhRKOt9OR schrieb ich z.B. (mit Beispielbild) „Da bin ich von Bluesky weg, weil das eine diskursuntaugliche monokulturelle Echokammer geworden ist, in der inzwischen jeder jeden sinnlos weggeblockt hat, aber hier auf Threads ist egomanes Blocken irgendwie auch längst normalisiert. Vielleicht sollte ich auch einfach mal wild in der Gegend herumblockieren, um zu sehen, wie sich das anfühlt.“. Habe ich natürlich nicht gemacht (ich habe noch nie irgendwo irgendwen geblockt), aber auch bei Threads reden eben ständig Leute über’s Blocken. Als ob man damit irgendwas verändert. Ein aktuelleres Beispiel ist z.B. https://www.threads.net/@dankennedy_nu/post/C56V67rOTU2.

Dennoch bin ich bei Threads aktuell lieber bei Threads als bei Bluesky, zu dem ich vor einem halben Jahr hier dem Post https://wolkenstich.wordpress.com/2023/10/28/bluesky/ was schrieb. (Damals gab es noch gar kein Threads.) Es ist also nicht alles schlecht an Threads. Im Gegenteil. Aber es ist eben Vieles noch merkwürdig.

Bluesky

Apropos Bluesky. Weil ich oben ein paarmal Bluesky erwähnt habe, schreibe ich da jetzt auch noch was zu: Bluesky benutze ich schon länger überhaupt gar nicht mehr, d.h. vielleicht ist auch Vieles nicht mehr aktuell von dem was jetzt kommt. Aber es kommt jetzt trotzdem, denn das will jetzt einfach auch noch aus mir raus. Meine Hauptgründe, Bluesky aktuell nicht mehr zu benutzen, sind diese:

(1) In der öffentlichen Ansicht meines Bluesky-Profils https://nnz.bsky.social fehlt der „Replies“-Tab. Nur „Posts“ und „Media“ ist sichtbar. Media enthält auch die Replies mit Bildern, aber alle Posts ohne Bilder, die an andere Posts anknüpfen, sind über mein Bluesky-Profil ohne Account nicht einsehbar. Für mich ist das ein absolutes K.O.-Kriterium für die Benutzung von Bluesky. Von einer Microblogging-Site erwarte ich zwingend, dass alle meine Posts ohne Account eingesehen werden können. Der Tab „Replies“ enthält auch die Posts, die nicht an andere anknüpfen (die aus dem Tab „Posts“), also einen Thread beginnen. Dieser Tab müsste verlinkbar sein, so wie z.B. in meinem Mastodon-Profil https://mastodon.social/@nnz/with_replies . Mindestens aber müsste es einen Tab „Replies“ geben, den man anwählen kann. In meinem Threads-Profil ist das z.B. so, und man kann den mit https://www.threads.net/@nnzgram/replies auch verlinken. Auch wenn dort die Posts, die nicht an andere Posts anknüpfen, nicht enthalten sind, und es einen Kombitab nicht gibt. Aber das ist ok. Was Bluesky macht, ist hingegen überhaupt gar nicht akzeptabel. Es ist für Microblogging nicht geeignet, denn die meisten Posts knüpfen ja an andere an, und sie sind für öffentliche Einsicht bestimmt.

(2) Die App ist komplett unbenutzbar. Klicke ich auf eine Link Card, folge dem Link, und kehre dann zurück, resettet sich die App, und man ist ganz woanders. Also so, als ob man die App ganz schließt und sie neu startet. Es gibt auch keine Bookmark-Funktion, mit der man sich als Workaround merken könnte, wo man war. Damit kann man Bluesky auf dem Handy nicht nutzen. Auch wenn man sich zwischendurch z.B. eine Signal-Nachricht anschaut, die man bekommen hat, resettet sich die Bluesky-App bei der Rückkehr. Da ich kaum Doom-Scrolling mache, sondern gerne in Diskussionen tiefer und tiefer hinabsteige, ist jeder solcher Reset für mich eine Katastrophe. So geht das einfach überhaupt gar nicht, zumal ich > 90% auf dem Handy unterwegs bin.

(3) Bei Bluesky kann ein Post nur 300 Zeichen haben. Ich lege mich da verbindlich fest, dass das einfach viel zu wenig ist. Unter 500 Zeichen (Threads, Mastodon) ist komplett nicht akzeptabel. Es führt dazu, dass irgendwann fast nur noch gechattet wird. Und das ist bei Bluesky auch passiert. Die Platform ist komplett zu einem totlangweiligen Chatforum verkommen. Vor dem Hintergrund ist natürlich auch Punkt (1) wieder verständlich, denn Replies bestehen bei Bluesky eben nicht aus wertbeisteuernden Posts mit Verknüpfung, sondern meist aus belanglosem Quatschgerede. Mit Glück ist der initiale Beitrag noch interessant, aber auch in dem wird oft nur ein externer Link geteilt. Und wenn es ein echter Beitrag ist, dann ist der meistens kopiert von Mastodon oder Threads, wo die Leute ihre primären Accounts haben. Originale Beiträge gibt es bei Bluesky kaum noch.

(4) Für mich am Schlimmsten neben (1) ist, dass man für einzelne User die Übernahme von Reposts nicht abschalten kann. Man kann nur pauschal alle Reposts abschalten. Dadurch kann man Leuten nicht folgen, die „für Reichweite reposten“ statt liken. Ich schrieb dazu in dem o.g. Link von vor einem halben Jahr schon ausführlich. („Auf Bluesky ist häufiges Re-Posten asoziales Verhalten.“) Und leider ist es schlimmer geworden. Wozu gibt es auf Likes basierende Algorithmen, wenn die Leute die Timelines mit ihren Reposts verseuchen? Bei Mastodon fangen die konfigurierbaren Apps das auf. Aber bei Bluesky taugt nur die offizielle App überhaupt etwas. Und die ist aktuell einfach nicht gut genug.

(5) Auch die Blockiererei ist bei Bluesky extrem übel. Wenn „A blockt B“ oder „B blockt A“ gilt, dann ist in der Ansicht die Verbindung zwischen allen Posts von A und B in beiden Richtungen (!) für alle gekappt. Und da bei Bluesky von den Leuten wie nirgends sonst auf Monokultur zurechtgeblockt wird, führt das dazu, dass so gut wie alle Threads komplett zerstückelt sind. Man suche nur mal nach irgend einem Thema. Man findet immer nur Thread-Fragmente, die nach oben hin in der Luft hängen. Dieses „Selbstmoderations“-Konzept von Bluesky ist aus meiner Sicht komplett gescheitert.

(6) Bluesky war viel zu lange in der Invite-only-Phase, so dass ein extremer Mix von Groß- und Kleinaccounts entstanden ist, der sich nicht mehr normalisieren kann. Dadurch funktionieren die angebotenen Algorithmen nicht mehr gut. Zumindest die mir bekannten Feeds sind im Laufe der Zeit alle Mist geworden. Und überhaupt: Was soll man mit zigtausenden von Feeds? Dann lieber zwei schlechte wie bei Threads. Ich halte mittlerweile sämtliche Ansätze von Bluesky, die es im Vergleich zu Mastodon oder Threads hat, für gescheitert. Das sind zwar alles ganz nette Ideen, aber die Umsetzung ist einfach nicht gut genug. Man sieht das auch daran, dass sich Neuankömmlinge bei Bluesky sehr schnell wieder abwenden.

War schön mit Euch. Bis dann denn. Vielleicht irgendwann mal wieder.

Fediverse

Was also tun? Zurück zu Mastodon? Dazu ein Hinweis auf Michael Seemanns Newsletter „Krasse Links 11“: https://mspr0.de/krasse-links-no-11/ . Er schildert dort den häufigen „Kontext Kollaps“ im Fediverse. Und das ist genau das, was mich von Anfang an am meisten gestört hat. Seemann schreibt: „Auch das Konzept des Fediverse leidet darunter, dass die „Beziehungsweisen“ nicht ernst genommen werden, sondern so getan wird, als seien alle Bezugnahmen austauschbar. Aber immer wenn ich einen Post verfasse, oder ein Bild hoch lade, dann machen ich das unter ganz bestimmten materiellen Bedingungen und antizipiere dadurch konkrete Rezeptionshaltungen und die Tatsache, dass dieser Kontext in der Rezeption verloren geht, ist ein handfestes Problem. Beziehungsweisen sind eben semantische Konzepte des Sich-Beziehens, die deswegen von allerlei Erwartungen strukturiert sind. Evtl. basiert die ganze Idee der Interoperabilität auf dem Mißverständnis der Austauschbarkeit von Beziehungsweisen?“.

Schon in https://wolkenstich.wordpress.com/2023/04/22/micro-blogging-ohne-fediverse/ hatte ich vor eine Jahr am Beispiel Pixelfed ausführlich dargestellt, wo genau das Problem liegt. Da ist eine Fotoplattform, aber es ist völlig sinnfrei, da etwas hochzuladen. Denn es wird doch überwiegend über Mastodon betrachtet. Seemann schreibt dazu: „Brodericks Beobachtung, dass das Fediverse am Ende immer nur Twittervarianten produziere, liegt natürlich an der überwältigenden Dominanz von Mastodon und das liegt wiederum daran, dass sich die Entwicklung von ActivtityPub – bewusst oder unbewusst – eng an den Affordanzen des Microblogging orientierte und daran merkt man, wie recht Haraway hat: die Perspektive des kontextlosen Schwebens über den Dingen ist immer eine Illusion, auch bei der Entwicklung von Protokollen. Und evtl. verteidigen die Leute auf Mastodon die Spezifität ihrer Beziehungsweisen deswegen so erbittert, weil sich diese Spezifität auf der Basis eines generalisierenden Protokolls entwickelt hat, das jetzt tut, was Protokolle halt so tun: Semantiken anschlussfähig machen.“

Das ist alles sehr akademisch formuliert, aber jedenfalls ist das Fediverse an sich als Konzept broken. Und damit komme ich zurück zu Threads. Threads will sich irgendwann irgendwie mehr oder weniger dem Fediverse öffnen. Und das macht mir echt Sorgen. Aber auch Bluesky wird irgendwann mit ATPROTO-Diensten föderieren, die ActivityPub-Brücken anbieten. Wenn das dazu führt, dass wir bei Threads und bei Bluesky unsere Kontexte verlieren, dann ist, gelinde gesagt, alles im Arsch. Das Fediverse ist „Kontext Kollaps“ auf allen Ebenen. Es wird niemals funktionieren. Andererseits ist Threads auch als Meta-gesteuerter Kontext schon eine düstere Vision an sich. Ebenso wie mutmaßlich bald TikTok Notes (das vor ein paar Tagen in zunächst Kanada und Australien gestartet ist). Ich weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll. Mir wird wohl nur bleiben, weiterhin mit Mastodon, Bluesky und Threads unzufrieden zu sein, und mal dies und mal das davon mal mehr und mal weniger zu benutzen.

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Leider Paywall

Eigentlich wollte ich ja bloß den Artikel https://www.sueddeutsche.de/kultur/eva-illouz-linke-identitaetspolitik-selbstkritik-folgen-1.6335252 aus der SZ bei irgendeinem Social-Media-Ding teilen, weil ich den inhaltlich so toll finde. (Vermutlich wäre es Bluesky geworden, weil ich — wie ich auf Mastodon schrieb — momentan da gerade wieder mehr als bei Threads unterwegs bin.) Aber das ging aus zwei Gründen nicht:

  1. Der Artikel (ein Gastbeitrag) ist hinter einer Paywall. Und dann ist es unsittlich, den zu teilen.
  2. Ich weiß nicht, was ich von der Autorin Eva Illouz halten soll.

Warum weiß ich das nicht? Weil ich, nachdem ich den Artikel gelesen hatte, natürlich erstmal einige Dinge recherchiert habe, die darin neben dem eigentlichen Thema so vorkamen. Und die haben mich dann verwirrt.

Ein Beispiel: Bing Copilot erläutert mir „Die Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus (JDA) und die Definition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) sind zwei verschiedene Versuche, den Begriff und die Erscheinungsformen des Antisemitismus zu erklären.“. Und laut dem o.g. SZ-Artikel war Eva Illouz an der Ausarbeitung der JDA beteiligt und hat auch die „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ unterzeichnet, die laut Wikipedia „zur Möglichkeit des politischen Missbrauchs des Antisemitismusvorwurfs in der Bundestagsresolution zur antiisraelischen BDS-Bewegung aus dem Jahr 2019 Stellung nimmt“.

Ich hatte bisher verstanden (u.a. aus der Lektüre des Buchs „Haltung und Widerstand“ von Jutta Ditfurth), dass die BDS-Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions gegen Israel) klar antisemitisch und nicht nur antiisraelisch ist. Und Wikipedia sagt zwar, die JDA „will vor allem nicht-antisemitischen Antizionismus als freie Rede schützen“, während der Initiative Weltoffenheit aber „selbst Antisemitismus vorgeworfen“ werde (und „Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 zogen zwei Unterzeichner ihre Unterschrift zurück.“). Viele Personen „kritisierten die JDA als Verharmlosung von antisemitischen Formen der sogenannten Israelkritik“ sagt die Wikipedia aber auch.

Daher mein Problem mit Eva Illouz. Die Unterstützung von Antisemitismus relativierenden Initiativen (Weltoffenheit) und von antisemitischem Antizionismus verteidigenden Antisemitismus-Definitionen (JDA) kann ich bei einer Professorin für Soziologie an u.a. der Hebräischen Universität Jerusalem schwer nachvollziehen, zumal ihr o.g. Gastbeitrag in der SZ mit „über die Linke und Identitätspolitik“ übertitelt und mit „Unter Opfern“ betitelt ist und auch inhaltlich davon handelt. Das passt überhaupt nicht zusammen, denn gerade die Linksidentitären, gegen die es hier geht, sind ja meist auch antisemitisch. Und im Artikel kritisiert Illouz dann auch tatsächlich eine „Allianz zwischen dem religiösen Islam und der Linken“ und prangert den Antisemitismus von u.a. Judith Butler an und „ihre prominente Rolle in der BDS-Bewegung“. Sie fordert eine „doktrinäre Spaltung innerhalb der Linken“, eine Trennung von den Identitäten, deren „Positionen gefährlich wirkungsvoll geworden sind, und zwar aus zwei Gründen: Sie bilden die Grundlage für eine Politik des Hasses gegen die Juden, und sie haben die Linke in etwas verwandelt, was kaum wiederzuerkennen ist.“ Den Artikel finde ich wie gesagt inhaltlich großartig. Mich verwirrt aber eben sehr, wofür die Autorin sonst so steht. Und deshalb weiß ich nicht, ob ich ihn teilen möchte.

Mir könnte die Autorin natürlich egal sein, denn was sie hier schreibt, ist ja gut. Aber „zum Glück“ muss ich diese Entscheidung nicht treffen, denn Teilen geht eben eh nicht, weil der Artikel wie gesagt hinter einer Paywall ist (für die ich übrigens gerne zahle, weil ich dann solche hervorragenden Beiträge lesen kann — auch wenn ich streng genommen ja eigentlich nur dafür zahle, dass andere sie NICHT lesen können — aber das ist ein anderes Thema). Seit einiger Zeit sind allerdings fast alle guten Artikel gegen Linksidentitäre hinter einer Paywall. Auch um die Autor:innen vor Social-Media-Attacken zu schützen. Und da es in diesem Gastbeitrag in der SZ speziell gegen den Antisemitismus der Identitären geht, ist das insbesondere hier nicht verwunderlich. Dennoch muss ich diesen Blogeintrag mit „Leider Paywall“ betiteln. Denn ich hätte dem SZ-Artikel mehr Reichweite gegönnt. Viele Leute würden nach seiner Lektüre auch besser verstehen, warum Greta Thunberg antisemitisch geworden ist.

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AfD-Verbot

In Social Media habe ich heute ein paarmal den Artikel AfD-Verbot: Fulminante Scheindebatte von Leo Fischer verlinkt gesehen. Der Untertitel ist „Ein AfD-Verbot wird von der bürgerlichen Gesellschaft nicht ernsthaft angestrebt“.

Die AfD, das ist diese Plattform, diese Marke, die auch als politische Partei zu demokratischen Wahlen antritt, obwohl sie bereits in drei ostdeutschen Ländern vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft ist (und so ziemlich überall sonst mindestens als Verdachtsfall überprüft wird), weil sie letztendlich nur ein Netzwerk von Rechtsextremen ist.

Fischer schreibt in dem Artikel „Die bürgerliche Gesellschaft (…) distanziert sich rhetorisch, während sie performativ alles weiterlaufen lässt.“ und ich sehe das genauso. Denn nicht nur Friedrich Merz positioniert seine CDU als „AfD mit Substanz“ und versucht, deren Rechtspopulismus zu imitieren. Und nicht nur die politischen Vertreter:innen der bürgerlichen Gesellschaft (ge)brauchen die AfD. Die Bürgerlichen selber brauchen das Feindbild des „linken“ Establishments und u.a. die AfD als dessen Gegenpol. Sie verkörpert zusammen mit den Unionsparteien von Merz und Söder den deutschen Trumpismus. Dass bis vor kurzem die Unionsparteien selber zum „Establishment“ gehört haben, ist lange vergessen.

Bei einem Verbotsverfahren gegen die AfD würde der Hass auf die Ampel explodieren. Und insbesondere in Regionen, in denen die AfD in Wahlumfragen gut dasteht, würden sich auch politisch AfD-ferne Wähler:innen mit ihr solidarisieren, weil sie an eine politische Intrige glauben wollen. Entsprechend sind insbesondere auch die Grünen skeptisch. Das Handelsblatt zitiert deren Fraktionsgeschäftsführerin Irene Mihalic mit „Es geht um rechtlich sehr voraussetzungsvolle Fragen, die eingehend in tatsächlicher, juristischer und politischer Hinsicht geprüft werden müssen. Diese Aufgabe haben alle drei antragsberechtigten Verfassungsorgane verantwortlich zu erfüllen“.

Und in der Tat sind neben den gesellschaftlichen und politischen Implikationen insbesondere auch die juristischen nicht ohne, denn nur das Bundesverfassungsgericht kann eine Partei verbieten. Es braucht dafür ein Hauptverfahren, und es muss alle Beweise selber sichten und bewerten. Die Einschätzung des Verfassungsschutzes ist irrelevant. Der Verfassungsschutz muss aber die Beweise vorlegen und darf während des gesamten Verfahrens nicht weiter ermitteln. Es gäbe also 4-5 Jahre lang keine nachrichtendienstlichen Informationen mehr. Allein das wäre fatal.

Es braucht für ein Verbot außerdem eine qualifizierte Zweidrittelmehrheit der Mitglieder des zuständigen Senats beim Bundesverfassungsgericht, d.h. sechs von acht Richter:innen müssen zustimmen, was defacto eine erforderliche Dreiviertelmehrheit bedeutet. Und sie dürfen ausschließlich nach Rechtslage entscheiden. Wenn sie das tatsächlich tun und damit vermutlich gegen ein Verbot aussprechen (müssen), wäre das politisch fatal, da es als Gütesiegel für die AfD verstanden werden würde.

Eine Partei kann juristisch nur verboten werden, wenn sie eine verfassungsfeindliche Haltung „in aktiv-kämpferischer aggressiver Weise“ wirksam umsetzt und aller Voraussicht nach damit erfolgreich sein wird, „das Funktionieren der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu beseitigen“. Ein „gesichert rechtsextrem“ (falls die Bundes-AfD jemals so eingestuft wird) reicht also bei weitem nicht aus. Das System selbst muss schon kurz vor dem Kippen sein. Mit dem, was der Verfassungsschutz heute hat (und mehr dürfte er dann ja nicht ermitteln) dürfte das noch nicht zu belegen sein.

Die Folgen eines Parteiverbots wären übrigens die Auflösung der Partei und ihrer Teilorganisationen, der Verlust der Mandate, die Konfiszierung des Parteivermögens und das Verbot der Kennzeichen und Propagandamittel der Partei und ihrer Nachfolgeorganisationen. Man überlege sich einmal, was in Deutschland los wäre, wenn das geschähe. Es würde noch mehr Solidarisierung bedeuten. Es würde Märtyrer schaffen.

Den Verbotsantrag stellen können im übrigen nur die Verfassungsorgane Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung. Der Bundeskanzler alleine kann das nicht. Seine Richtlinienkompetenz gilt in diesem Fall nicht. Und ich kann gut nachvollziehen, warum sich weder der Bundestag noch der Bundesrat noch die Bundesregierung bisher dazu durchringen konnten, einen defacto aktuell noch aussichtslosen Verbotsantrag zu stellen. Denn gesetzlich ist zwar nicht begrenzt, wie oft hintereinander man einen Verbotsantrag stellen kann, aber politisch dürfte es jedes Mal schwieriger werden, und es wird auch jedesmal wieder mindestens 5 Jahre Ermittlungszeit und 5 Jahre Verfahrensdauer bedeuten. So viel Zeit haben wir gar nicht. Wenn überhaupt, dann muss es beim ersten Mal klappen.

Fischer schreibt in dem eingangs genannten Artikel „Sinnvoll wäre ein Verbot, weil die AfD politisch nicht zu schlagen ist. All die öffentlichen Versuche der Entzauberung in Talkshows haben nur ihre Sichtbarkeit erhöht. Die AfD ist nur in der Struktur anzugreifen, sie muss zerschlagen werden.“, und auch dem stimme ich zu. Wir sind hier als Gesellschaft gefordert. Die Politik, die Medien und die Gerichte werden uns nicht helfen (können). Wir müssen uns in unserem eigenen sozialen Umfeld aktiv gegen die Bürgerlichen stellen, die die AfD im Grunde wollen. Diese sind der Nährboden dieser „präfaschistischen Zeiten“.

Nie wieder ist jetzt.

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Aus drei mach eins

Erster Ladevorgang: Von 16% auf 86% in einer Stunde.

Ja, ich habe es getan. Ich habe meine alternden Notebooks ersetzt.

Kleiner Nachtrag: Was ich zuletzt über diese gebloggt hatte, ist inzwischen auch veraltet:

  • Yatan konnte später doch noch auf Windows 10 aufgerüstet werden.
  • Sandy hat später doch noch eine SSD bekommen (auch 1TB wie Yatan).
  • Das Touchpad von Yatan hat später doch wieder funktioniert.

Beide Geräte waren also doch noch weiter benutzbar. Bis Ende 2023 habe ich sie eingesetzt. Beide. (Also nochmal weitere 5,5 Jahre. Im Nachhinein ist das kaum zu glauben.)

Außerdem hatte ich viel später (Ende 2022) noch ein drittes alterndes Notebook hinzubekommen: ein MacBook Air von 2013 mit Core i5-4250U („Haswell“ mit 2 Kernen bei 1,3 GHz) und 4 GB RAM.

Das MacBook war schräg. Einerseits die modernste Core-CPU (Sandy 2. Generation, Yatan 3. Generation, MacBook 4. Generation), andererseits in der mit Abstand schwächsten Ausprägung (und dem wenigsten RAM). Dann im winzigen Bildschirm das unbrauchbare TN-Panel wie bei Sandy und eine SSD mit nur 1/8 TB. Um das überhaupt verwenden zu können, hatte ich eine Funkmaus und ein Funktastatur von Logitech angeschlossen, sowie einen externen Bildschirm von Eizo, den ich noch von ganz früher hatte (aus der Zeit von lange vor all diesen Notebooks).

Warum dieses dritte Altgerät? Nun, in dem hier jetzt schon dreimal verlinkten Blogeintrag über Sandy und Yatan schrieb schon damals (1. Mai 2018): „Eine Neuanschaffung von Hardware würde ich zum Anlass nehmen, auf MacOS zu wechseln.“. Und damit genau das jetzt passieren konnte, musste ich mich erstmal zumindest etwas mit MacOS anfreunden. Also habe ich das mit diesem dritten Altgerät versucht.

Aber:

  • Das MacBook konnte nur bis MacOS 11 Big Sur aktualisiert werden. Monterey (12), Ventura (13) und Sonoma (14) blieben außen vor. Ich lernte damit viele veraltete Dinge und unnötige Workarounds. Und das Gerät war einfach zu lahm. So konnte ich nicht mit MacOS warm werden.
  • Für Lightroom brauchte ich (wegen Leistung und Plattengröße) außerdem weiter Yatan, aber der war zu laut. Staubsaugerlaut. Außerdem funktionierte Lightroom nur, wenn ich die GPU (AMD Radeon HD 880M Series 8.17.10.1401) ausschaltete und außerdem die (seit Oktober 2022 bei jedem Start erscheinende) Meldung ignorierte, den Treiber „Intel(R) HD Graphics 4000 10.18.10.4276“ unbedingt auf mindestens 27.20.100.8476 zu aktualisieren. Diese Treiberversion unterstützt die Yatan-Hardware nämlich gar nicht mehr.
  • Und so (MacBook lahm, Yatan Lärm) habe ich oft auch noch Sandy benutzt. Sandy hatte aber nicht mal mehr einen Akku. Es ließ sich nur bis 0% laden. Und es war ein unglaublich klobiges und hässliches Gerät mit grottigem Touchpad und grausamstem Sound. Die Windows-Geräte vor 13 Jahren waren so.

Also habe ich es jetzt getan. Ich habe alle drei Antik-Notebooks durch ein einziges neues ersetzt. Und es ist tatsächlich ein MacBook geworden. Ein MacBook Air M2 (15″, polarstern, 16GB, 1TB, 70W). Ich habe also nicht auf das M3-Air gewartet (seit Oktober 2023 ist das MacBook Pro in der M3-Generation), und ich habe auch nicht 24GB und 2TB genommen. Mir ging es nur darum, auch Yatan ersetzen zu können. Es musste also Lightroom-fähig sein. Und mehr eben auch nicht.

Bei der Entscheidung geholfen hat mir übrigens auch die Diskussion auf Bluesky. Die linke Variante in dem Bild dort ist es dann ja geworden. Dafür sei an dieser Stelle mein ausdrücklicher Dank an die Teilnehmenden ausgesprochen.

Und nun bin ich gespannt, wie es so wird. Erste Amtshandlung auf dem neuen Notebook: Diesen Blogbeitrag schreiben (erledigt). Zweite Amtshandlung (geplant): Eine Steuererklärung machen. (Aber dieser Blogbeitrag war natürlich sehr viel wichtiger und dringender und musste daher unbedingt zuerst gemacht werden.)

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Bluesky

Gerade eben bin ich darüber gestolpert: dass bei Bluesky jemand schrieb „Wie Du es schaffst und warum, hier die Mastodon/weiße cis Dude-Vibes zu verbreiten lasse ich weiter bei Dir.“

Ich will hier nicht thematisieren, worum es da ging (der Autor:in wurde in dem selben Thread weiter oben „Hat auch nur 30 Minuten gedauert, bis hier Mastodon-Vibes entstehen“ vorgeworfen, und sier hat darauf reagiert, indem sier selbst einen Mastodon-Vibe-Vorwurf zurückwarf), aber mir kam spontan in den Sinn, dass ich ungefähr ein Jahr vorher bei Mastodon mal geschrieben hatte „Nicht überrascht war ich von der Wahrnehmung der CW harassment culture hier bei Mastodon als alles von „the comfort of white fragility“ bis „instanced wokescolding“, aber völlig überrascht war ich, warum Hive die Antwort darauf sein soll.“. („CW“ meinte „content warning“, ein häufiges Streit-Thema bei Mastodon.)

Bei diesen Zitaten (die mit „wokescolding“ und „white fragility“) bezog ich mich auf den in jenem Mastodon-Post von mir beigefügten Screenshot von Tweets über Mastodon. Zu der Zeit, also bis vor etwa einem Jahr, diskutierte man noch bei Twitter, insbesondere wenn es um Mastodon ging, denn das war auf Mastodon selber nicht sinnvoll möglich („was aber als typisches Selbstbild-vs-Fremdbild-Ding erwartungskonform ist“ schrieb ich damals dazu). Und auch dort hatte ich einen Screenshot angehängt mit Diskussionen um Alternativen zu Twitter. (Das Thema ließ mich nie los. Auch im letzten Blogbeitrag hier ging es ja darum.)

Heute, ein Jahr später, haben wir also Bluesky als zusätzliche Alternative, auf der wir über „Mastodon-Vibes“ sprechen können. Für viele ist Bluesky die erste wirklich echte Alternative zu Twitter, obwohl die meisten wissen, dass Bluesky Social ein reiner Showcase des in einem sehr frühen Entwicklungsstadium befindlichen AT Protocol ist, und das noch ohne eigenes Geschäftsmodell, und auf lange Sicht erstmal nur invite-only, und noch ganz ohne kommunizierte Vision der gleichnamigen Firma, mit außerdem völlig intransparenten Eigentumsverhältnissen. Einer Firma, die Entwicklung und Standardisierung des gemeinützigen Teils (also eben des AT Protocol) absolut priorisiert und auch die Weiterentwicklung des Showcase Bluesky Social (mit einem extrem kleinen Entwicklungsteam) aktuell allein daran ausrichtet. Sitzend in den USA, trotz „public benefit C Corp“-Status Gewinn-orientiert und Venture-Capital-finanziert, will diese Firma in einigen Jahren irgendwas erreicht haben, was keiner von uns heute erraten kann.

Angesagt ist Bluesky aktuell 1. bei vielen, die damals (als jener libertäre Tech-Bro Twitter übernahm und für alle offen sichtbar in ein rechtsextremes Propagandamedium umzubauen anfing) den Schuss nicht gehört hatten und bis fast heute bei Twitter/X geblieben waren (bis es wirklich ganz unübersehbar wurde), sowie 2. bei diversen Groß-Accounts, die das sehr wohl schon früh mitbekamen, aber bisher einfach nur Angst um ihre (mittlerweile trotzdem verschwundene) Reichweite hatten, außerdem 3. bei Leuten wie mir, die mit Mastodon nur schlechte Erfahrungen gemacht und daher nie für eine Alternative zu Twitter gehalten haben (und ein Jahr lang verzweifelt versuchten, diese unerträgliche Zwischenstation im Fediverse wieder irgendwohin zu verlassen), und letztendlich 4. auch bei einigen Experten, die im AT Protocol die mögliche langfristige Ablösung von ActivityPub sehen — dem Protokoll, das Mastodon zugrunde liegt, und das dessen mit Abstand größte Schwachstelle ist.

Bluesky ist nicht anders als die meisten Plattformen dieser Art. Wie Twitter, Mastodon und der Instagram-Wurmfortsatz „Threads“ von Meta (mit separater und in Europa derzeit noch gesperrter App) ist es ein Post-and-Reply-Modell, bei dem man sich mit einem Reply in einen Thread einklinkt, oder mit einem Post einen neuen startet, bei dem sich Post und Reply ansonsten aber nicht unterscheiden, und bei dem die entstehenden Threads allen gehören. (Der Gegensatz dazu sind Post-and-Comment-Modelle, bei denen sich Post und Kommentar wesentlich unterscheiden, und wo die Kommentarstränge immer an einem Post hängen, an dem die postende Person Hausrecht hat und fremde Kommentare sogar löschen kann.) Bei Bluesky ist nichts löschbar. Will man dort eine Verbindung eines eigenen Posts von oder zu einem bestimmten anderen Post für alle ausblenden, muss man die Autor:in jenes anderen Posts öffentlich blockieren. Das blendet dann sämtliche Verbindungen zu dieser Person in allen Threads (und auch Follower/Followee-Beziehungen) für alle User so lange aus, bis man die Person wieder entblockt. Die verbliebenen Teil-Threads erscheinen solange als getrennte Threads, wodurch die einzelnen Teile unterschiedliche Reichweiten bekommen. Groß-Accounts nutzen dieses Feature daher gerne, um zu beeinflussen, welche Gedanken und Verhaltensweisen auf der Plattform mehr und welche weniger Reichweite bekommen sollen, sowie welche Personen von zukünftigen Diskursen ausgeschlossen werden und welche nicht. Dadurch wird die Plattform hauptsächlich durch diese User moderiert. Die Möglichkeit des Meldens von Posts dient nur noch dazu, den Mechanismus der Betreiber zu triggern, der Bots und Trolle über die (nicht-öffentlichen) Invite-Graphen identifizieren und abschalten kann. Ansonsten moderierend eingreifen können die Betreiber nicht, da es noch keine Moderations-Teams gibt, und sich auch das Moderations-Tooling noch in der Entwicklung befindet.

Auch bei Bluesky lässt man sich Feeds (Timelines) von anderen Menschen kuratieren, in dem man sich aussucht, welchen Accounts man folgt. Diese ausgewählten Followees schieben einem z.B. Posts von Dritten unter, indem sie deren Posts liken. Man sieht diese dann u.a. in dem Feed „FollowersLike“, der einem Posts anzeigt, die Personen geliked haben, denen man folgt. Aber auch z.B. in dem Followee-unabhängigen Feed „Silberskeets“, der deutschsprachige Posts anzeigt, die von mehreren beliebigen Personen geliked wurden. Ein anderer Weg seinen Followern Post von Dritten unterzuschieben, sind Replys (bei Twitter „Drukos“ genannt). Haben die Follower ihre App auf die Threaded-Ansicht umgestellt (und die Schwelle der für eine Anzeige erforderlichen Likes auf Replys in der App für sich passend eingestellt), erscheinen diese in dem Feed „Following“ über dem Reply. Ein dritter Weg, jemandem Posts von Dritten unterzujubeln, sind Quote Posts (bei Twitter „Drükos“ genannt). Kein geeigneter Weg hingegen sind bei Bluesky Re-Posts. Man kann die Anzeige von Re-Posts dort aktuell nur für alle abschalten (was man aber nicht möchte, da gelegentliche Re-Posts wertvolle Empfehlungen sind) und hat ansonsten nur die Wahl, keinen Accounts zu folgen, die überwiegend re-posten. Re-posten ist daher der sichere Weg, seine eigene Reichweite zu senken, ohne die Reichweite der ge-re-posteten Sachen zu erhöhen. Mir bereitet es immer Schmerzen, wenn ich Leuten nicht (zurück-)folgen kann, weil diese überwiegend reposten. Auf Bluesky ist häufiges Re-Posten asoziales Verhalten.

Aber zurück zu den eingangs genannten Mastodon-Vibes bei Bluesky. In dem Beispiel hatte jemand auf einen „wokescolding“-Angriff mit „white fragility“ reagiert, was zwei sehr typische aber auch sehr unterschiedliche Mastodon-Vibes sind, die zunehmend auf Bluesky rüberschwappen, und dann haben die sich das gegenseitig vorgeworfen. Die gleiche Diskussion hätte aber auch bei Mastodon selber stattfinden können. Ein anderes Konfliktpotential bei Bluesky ist, dass dort die unterschiedlichen Kulturen von Twitter und Mastodon aufeinandertreffen, weil alle bei Bluesky vorher entweder bei Twitter oder bei Mastodon sozialisiert wurden. Die Empörungskultur von Twitter und die Gängelungskultur von Mastodon (z.B. hinsichtlich Bildbeschreibungen) passen aber überhaupt nicht zusammen, obwohl beides gleichermaßen kulturkampfig ist. Ekelhaft sind bei Bluesky auch die zahlreichen öffentlichen Blockempfehlungen und das ungewöhnlich arrogante Verhalten vieler Ex-Twitter-Großaccounts. Auch politisch ist Bluesky zwar sehr angenehm, aber kein Abbild der Gesellschaft, und exzessive Blockier-Orgien (öffentliches Mobbing) gibt es bei Bluesky nicht nur für Bots oder Trolle, sondern auch schon für kleinste abweichende Meinungen oder unbeliebte Formulierungen. Diskurs ist dort nicht möglich. Zugleich ist die Anfangszeit, in der alle lieb und humorvoll waren, lange vorbei. Und niemand weiß, wann das Klima kippt.

Ich selber mag Bluesky trotz allem. Ich bin seit 12. August 2023 (User ) dort, und es ist nach wie vor die Plattform meiner Wahl und meine ausdrückliche Empfehlung. Von den 10 Invite-Codes, die ich bisher zum Weitergeben von Bluesky erhalten habe, habe ich bisher nur 3 vergeben (den ersten bereits am 17. August an User ), d.h. wer dies liest und einen Invite für sich selbst haben möchte, der mag sich gerne bei mir melden.

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Micro-Blogging ohne Fediverse

Micro-Blogging ohne Fediverse-Anbindung. Das ist in diesem Beitrag jetzt das Thema. Ihr fragt Euch warum? Und ob ich das ernst meine? Oder inwiefern das denn überhaupt sinnvoll sein könnte?

Nun, das ist mir jetzt gerade mal egal. Ich selber mache das ja auch gar nicht. Also alles gut, wenn Ihr das Fediverse toll findet. Ich bin da auch. Ich benutze elk.zone und Mona, und das sind beides Mastodon-Clients, d.h. sie sprechen über die Mastodon-API mit den Servern. Und diese Mastodon-Server wiederum föderieren über das Protokoll ActivityPub untereinander und dadurch auch mit Servern, auf denen ganz andere Software läuft. Ich micro-blogge somit also im Fediverse, ob ich das nun gut finde oder nicht.

https://elk.zone/ (noch alpha) — genauer gesagt benutze ich https://main.elk.zone/ (die beinahe täglich aktualisierte canary-Version) — ist eine Web-App für den Browser, und „Mona for Mastodon“ (auch noch beta) ist eine iOS/iPadOS/macOS-App. Deren iPhone/iPad-Version liegt aktuell noch im Apple-Testflight (also noch nicht im App Store), und die Mac-Version gibt’s auch noch nicht im Store, aber zum direkten Download. (Zum Glück unterstützt sie MacOS 11 Big Sur und auch Intel-Macs, denn mein testweise geliehenes MacBook ist 10 Jahre alt und kann nichts Aktuelleres.) Ich erwähne diese beiden Fediverse-Apps hier nur, weil es die beiden Mastodon-Clients noch nicht gab, als ich meinen letzten Blogbeitrag Die kürzest mögliche Anleitung zu Mastodon geschrieben hatte, und weil sie Mastodon wirklich erheblich aufwerten. Überhaupt hat Mastodon seitdem einen nennenswerten Zulauf erhalten und auch viel von seiner vorher sehr toxischen Kultur abgelegt. Meine Sicht auf Mastodon ist also inzwischen etwas positiver als noch im letzten Blogeintrag dargestellt. Für meine Sicht auf das Fediverse insgesamt gilt das aber nicht, und deshalb geht es hier heute wie gesagt um Micro-Blogging ohne Fediverse-Anbindung. Ich möchte nicht aus den Augen verlieren, was es dort an neuen Möglichkeiten gibt.

Ein kurzer Abschweifer aber noch zu dem warum: Einmal hatte ich auch eine andere Fediverse-Software ausprobiert, nämlich Pixelfed. Spaß gemacht hat das aber leider überhaupt nicht. Ich wollte z.B. dem User @Karneol von Pixelfed aus folgen. Folgen deshalb, weil ich die Schwarz-Weiß-Bilder, die ich auf https://pixelfed.social/Karneol sah, schön fand. Und folgen von Pixelfed aus, weil ich 1. keine Bilder-Feeds in meinen Mastodon-Timelines haben möchte, und sie 2. in einer Pixelfed-App anschauen wollte. Meine Pixelfed-Instanz war aber https://pixel.tchncs.de , und von dort aus war (und ist) dieser User über die Suche nicht zu finden. Die Mastodon-Suche fand (und findet) ihn natürlich: Nach dem Muster „protocol://mastodon-client/mastodon-server/fediverse-user/parameter“ beispielsweise unter https://elk.zone/social.tchncs.de/@Karneol@pixelfed.social/with_replies . Über social.tchncs.de (eine Mastodon-Instanz) komme ich also dran. Sogar an die rein textuellen Repliken des Users auf Posts von Dritten! Über pixel.tchncs.de (eine Pixelfed-Instanz) ging (und geht) das aber überhaupt gar nicht. Da komme ich nicht mal an die Fotos ran. Da lege ich meinen Foto-Account im Fediverse also doch lieber gleich bei einer Mastodon-Instanz an, oder?

Ach nee, geht ja nicht, denn ich will ja Pixelfed-Apps zum Fotos gucken benutzen, wie ich gerade schrieb. Beispielsweise benutze ich die App Vernissage for Pixelfed auf meinem Account bei pixel.tchncs.de, schaue mir dort die Federated-Timeline an, und bei Gefallen doppeltippe ich ein Bild (um es zu liken). Aber fast alle Bilder, die da kommen, sind von Mastodon-Instanzen, also von irgendwoher aus dem Fediverse, nur nicht von Pixelfed-Servern. Und Bilder bei Mastodon möchte ich lieber von einem meiner Mastodon-Accounts aus liken, weil sich dort meine Fediverse-Identität manifestiert. (Denn eine übergreifende Identität gibt es ja idiotischerweise nicht.) Da lege ich meinen Foto-Account im Fediverse also doch lieber gleich auch bei einer Mastodon-Instanz an, oder? Hach ja, diese Frage hatten wir gerade schon mal.

Witzigerweise sprechen die Pixelfed-Apps mit den Pixelfed-Servern auch über die Mastodon-API, und nicht über was Eigenes, so dass Client-Apps eigentlich beide Server-Arten können müssten, wenn sie denn wollten (was z.B. die App Tusker demonstriert, die Mastodon und Pixelfed kann). Aber wer weiß schon, was Apps bzw. deren Entwickler:innen so wollen. Ich jedenfalls nicht. Und ich will es auch gar nicht unbedingt wissen. Ich möchte aber wenigstens ein bisschen verstehen, welchen Wert sowas wie Pixelfed überhaupt generiert. Das hatte ich neulich auch schon mal hier gefragt: https://social.tchncs.de/@York/109614584995272253 . In dem Thread ab da hatte ich meine Frage mehrfach präzisiert. Irgendwann ging es dort dann sogar auf englisch weiter: https://mastodon.social/@nnz/109618567667922846 (ja, ich habe für deutsch und englisch getrennte Accounts bei verschiedenen Mastodon-Instanzen, weil ich das so möchte). Meine These am Ende war, dass man Fotos doch lieber gleich auf eine Mastodon-Instanz hochladen sollte. Oder wie hier eben schon zweimal gefragt: Da lege ich meinen Foto-Account im Fediverse also doch lieber gleich bei einer Mastodon-Instanz an, oder? Aber das Problem ist halt: Ich will keinen dritten Mastodon-Account. Also nutzte ich bisher nur Fotoplattformen außerhalb des Fediverse.

Ich formuliere dieses Fazit mal in Form eines bekannten Internet-Mems:
– broke: Fotos bei einer Pixelfed-Instanz haben
– woke: Fotos bei einer Mastodon-Instanz haben
– bespoke: gar keine Fotos im Fediverse haben

Und wenn man schon keine Fotos im Fediverse haben will. Warum dann Kurztexte?

Und damit sind wir endlich beim Thema angekommen, und Ihr merkt schon, mir fehlt da irgendwo etwas Grundverständnis zum Fediverse, das ihr bestimmt alle habt. Aber Activity-Pub war ja eigentlich ganz anders gedacht. Es gibt z.B. auch ein gleichnamiges Server-to-Client-Protokoll, also nicht nur das Server-to-Server-Protokoll, dass alle immer meinen. Mastodon und andere Instanzen mit stattdessen ihren eigenen APIs und Protokollen fügen so viel Logik hinzu, und machen so viel Lock-in auf sich selbst, dass sich das Ganze weder wirklich dezentral anfühlt, noch wie aus einem Guss. Diese Art von Föderation wirkt eher wie ein Hack, bei dem ganz viel Ärgernisse von (guten) Clients kompensiert werden müssen. Aber die allermeisten Clients sind nicht gut, und die allermeisten User zu Recht gefrustet. Außer vielleicht denen, die das aus ideologischen Gründen nicht sehen wollen. Da ist eine fast religiöse Bubble um Fediverse-Themen herum entstanden, die sich für den Nabel der Welt hält, aber tatsächlich nur in einen obskuren Kult abgedriftet ist. Andererseits: Das ist bei vielen Dezentral-Kulten so, z.B. auch bei Nostr und The AT Protocol (Bluesky).

Wie auch immer. Aus all diesen Gründen (viele schlechte eigene Erfahrungen und Technologiestudien) begab es sich also, dass ich zu der Frage kam, warum man überhaupt im Fediverse micro-bloggen will, also wozu das überhaupt gut sein soll, bzw. welche neuen Micro-Blogging-Möglichkeiten außerhalb des Fediverse eigentlich entstanden sind, seit Twitter zu einer No-Go-Area geworden ist, die man nicht mehr betreten mag (FOBS-Effekt = fear of being seen). Wichtig sind für mich drei Dinge: Das Vertrauen in den Anbieter, die User Experience der Zugangs-Tools, und die Kultur der Leute dort. Ich mag es nicht, wenn Hinz und Kunz und auch Hein Mück einen auf Anbieter machen, und es dadurch keinerlei Verlässlichkeit gibt. Und ich mag es nicht, wenn man die User Experience dem Zufall überlässt, weil man Instanzen föderiert, die eine andere Software fahren und dadurch die User Experience und die Kultur in der eigenen Community stören. Es ist ok und sogar wünschenswert, wenn irgendwelche Apps das Nutzungserlebnis gestalten, und jeder irgendwelche anderen Apps benutzt, aber es muss schon überall die gleiche Server-Software sein. Protokolle allein waren noch nie eine brauchbare Basis für irgendwas. Ich mag bei Social-Media-Servern auch keine Open-Source-Software, die irgendwer wartet und irgendwer betreibt. Das ganze Fediverse ist ein Verbund von solchem Rotz auf Basis einen schlechten Protokolls und einfach nur abschreckend. Auch, weil nichts wirklich zusammenpasst. Leider, leider, ist es außerhalb des Fediverse auch nicht viel besser. Es gibt zwar utilitaristisch und kulturell gesehen homogenere Inseln, aber in Sachen der genannten drei wichtigen Aspekte Verlässlichkeit, User Experience und Vertrauen in die Anbieter sieht es wirklich aktuell kein Stück besser aus. Zumindest nicht bei den neuen Anbietern, bei denen alles noch genauso beta ist wie im Fediverse. Hier ein paar Beispiele für neue Portale im Bereich Micro-Blogging ohne Fediverse-Anbindung, die ich mir angesehen habe oder mal ansehen könnte oder vorerst noch nicht ansehen möchte oder konnte:

Spoutible z.B. habe ich bisher nie ausprobiert, weil mir Chris Bouzy, Bot Sentinel und ColibriSM erheblich zu dubios vorkamen. Dazu kommen inakzeptable Terms of Service, egomanische Willkür und ein sehr schlechter Ruf in jeder Hinsicht. Mal abgesehen von dem angeblichen 300-Zeichen-Limit (alles unter 500 ist völlig inakzeptabel!), sowie auch das ganze Konzept mit Ratings und Advertisement. Das ist Datensammelei (und damit auch Leakage) bis zum Abwinken. Es lohnt sich derzeit absolut nicht, sich mit Spoutible überhaupt zu beschäftigen.

Post.news hingegen habe ich ausprobiert (und versuche seit einiger Zeit auch immer wieder, es irgendwie zu benutzen), finde es aber extrem hässlich und in der Praxis komplett unbrauchbar: Weblinks werden sehr aggressiv durch große Vorschau-Kästchen ersetzt, und bei Quote Posts sieht man meist erst nur das Bild des im verlinkten Post eingebetteten Weblinks, während man das eigene erst sieht, wenn man den Post im Feed aufklappt. Verlinken möchte man also gar nichts. Kommentare wiederum gehen fast unter, und man sieht sie eigentlich nur, wenn man auf das Icon klickt, weil man selbst kommentieren möchte. Und dann geht dafür ein Popup-Fenster auf, das viel zu stark an Facebook erinnert, und das man auch wieder wegklicken muss. Außerdem basiert das Kommentarsystem auf OpenWeb (dem ehemaligen Spot.IM), das mir überhaupt nicht geheuer und auch sehr schlecht integriert ist. Links auf Kommentare werden z.B. auf die Seite des Posts umgeleitet, so dass man gar nicht zum Kommentar kommt, ihn also defacto nicht verlinken kann. Kommentieren möchte man dort also auch eher nicht. Man möchte bei Post.news irgendwie einfach gar nichts machen. (Und es würde auch gar nicht überall funktionieren. OpenWeb ist in meiner Firma z.B. konzernweit gesperrt, d.h. zentrale Funktionen von Post.news funktionieren dort überhaupt nicht. Man kann u.a. nicht kommentieren, nicht einmal bei sich selbst, keine fremden Kommentare sehen, auch nicht bei anderen, und nicht einmal sehen, wo es überhaupt Kommentare gibt.)

Substack Notes habe ich ebenfalls ausprobiert, aber ich kann hier nicht viel dazu schreiben, weil ich es nicht verstehe. Substack selber vermittelt eigentlich kostenpflichtige Newsletter, die per E-Mail verschickt werden, und Substack Chat gibt es auch noch. Wie Substack Notes mit alledem zusammenhängt, müssen sich Leute anschauen, die anders als ich von so schlimmen Wörtern wie „Newsletter“ und „E-Mail“ nicht schon maximal abgeschreckt sind. Dazu kommt noch die Problematik, dass Newsletter-Vermittlung eine Infrastrukturleistung ist, während sowas wie Substack Notes ein soziales Netzwerk darstellt, bei dem ohne Moderation die Kultur verrottet. Chris Best hat hier noch kein Konzept vorgelegt, wie das auf einer Plattform vereinbar sein soll, und er steht in den sozialen Medien dafür auch sehr unter Kritik. Es gibt deswegen regelrecht Kampagnen gegen Substack. Ohne Elon Musk wäre Substack allerdings eh wohl kaum ein Thema. Aber erst hat der seine eigene „Revue“-Plattform für Newslettervermittlung (die er mit Twitter zwangsweise mit eingekauft hatte) eingestellt — was die Leute zu Substack trieb — und dann hat er Substack torpediert, indem z.B. alle Twitter-Suchen, die „Substack“ im Text enthielten, auf eine Suche nach „Newsletter“ umgeleitet wurden. Tweets mit Substack-Links wurde da dann natürlich auch noch herausgefiltert, und stieß man trotzdem auf anderem Wege auf sie, konnte man sie weder liken noch retweeten. Eine vergleichbare Werbung hatte Musk auch schon mal für Mastodon und Nostr gemacht, indem er Tweets mit Links auf diese Plattformen verboten (und sogar technisch unterdrückt) hatte. Bei allem ist er dann aber immer wieder zurückgerudert.

Apropos Nostr. Hier jetzt schon zweimal erwähnt, also schreibe ich dazu auch kurz was: Nostr habe ich tatsächlich auch ausprobiert, und Ihr überspringt beim Lesen vielleicht doch am besten diesen Absatz komplett, denn der wird zwangsweise wild: Nostr hat nämlich ein SSI-Anmeldesystem (self-sovereign identity), d.h. man muss für seinen Anmelde-Key (nsec) die Security (= niemand kann ihn ausspähen), die Safety (= man kann ihn nicht verlieren) und die Accessibility (= man kommt ran, wenn man ihn braucht) selber gewährleisten. Username und Passwort gibt es nicht. Auch Server oder „Instanzen“ gibt es nicht. Der eigene Client baut sich seine Sicht aus den Events zusammen, die er direkt in den bei sich konfigurierten „Relays“ (Eventdatenbanken) findet. Events werden auch nicht geroutet, d.h. man muss die richtigen Relays einstellen. Ich weiß noch, wie viele Leute plötzlich einen Hex-Key teilten, über den man ihnen bei Nostr folgen sollte. Ich musste den jeweils (per „docker run –rm ghcr.io/rot13maxi/key-convertr:main –kind npub Hex-Key“) in einen „bech32 encoded NIP-19 key“ (npub) konvertieren, damit ich über den dann in der Nostr-Suche (ein passendes Relay vorausgesetzt) die „NIP-05 id“ finden konnte, mit der sich der User an irgendeiner Domäne verifiziert hatte. Mangels Server (Nostr ist nur das Event-Protokoll) geht das nicht anders. Verwirrend wird es, weil man für ein Profil im Web natürlich auf irgendeinen Web-Client verweisen muss. Ich habe (wie das offenbar alle so tun) meine NIP-05 id z.B. bei einem Web-Client (der das kostenlos anbot) — iris.to –, verlinke aber für meine Nostr-Profilseite auf einen anderen — snort.social — (der besser aussieht und andere Relays hat). Was ist in Wirklichkeit benutze, ist aber eine native iOS-App — Damus. Ich muss somit wohl niemandem erklären, dass Nostr nicht für jede:n geeignet ist. Ich kam mir jedenfalls ziemlich blöd vor, dass ich so lange gebraucht hatte, um das alles zu verstehen, und ich denke, dass viele vorher aufgeben werden. Außerdem ist das Ziel nicht sehr verlockend: Partizipation in einem Netzwerk, bei dem alle das Wort Bitcoin in ihrem Profil stehen haben. Also alle außer mir. Maßgeblich finanziert wird die Entwicklung des Nostr-Protokolls übrigens von Jack Dorsey, dem ehemaligen Twitter-CEO. Mit Bitcoin.

Apropos Jack Dorsey: Mit dem verbindet man heute am ehesten Bluesky, obwohl ja eher Jay Graber dahinter steckt und sich Jack Dorsey inzwischen mehr um Nostr kümmert. Bluesky habe ich wiederum noch nicht ausprobiert. Und anders als bei Spoutible habe ich auch bisher nix dazu recherchiert. Ich fürchte also, da müsst Ihr selber gucken, wenn Euch das interessiert. Ich weiß nur, dass Bluesky auf dem The AT Protocol basiert, hinter dem eben wiederum auch Jack Dorsey steckt, der das als Projekt bei Twitter mal mit angestoßen hatte. Ich stehe bei dem gleichnamigen Dienst auf diversen Wartelisten (es gibt mindestens eine allgemeine, wo man nur eine E-Mail-Adresse angeben muss, und es gab irgendwo auch mal eine, bei der man zusätzlich einen Substack-Profil-Link und ein Twitter-Handle angeben musste, was ich ebenfalls getan hatte), bin aber bisher nicht berücksichtigt worden. Vielleicht zum Glück. Denn eigentlich bin ich gar kein Early-Adopter-Typ, und das ist außerdem womöglich wieder so ein komplexes Ding wie Nostr oder das Fediverse, das dem Großteil der Menschheit eh verschlossen bleiben wird. Für mich ist es andererseits aber schon deshalb interessant, weil es eben auch irgendwas Dezentrales ist, was ich vom Konzept her verstehen möchte.

Ansonsten noch im Hype ist gerade t2.social, aber das habe ich auch noch nicht ausprobiert. Es ist gefühlt zwar immer mehr die Rede davon, aber mich schreckt ab, wenn etwas wie „Twitter 2“ klingt.

Hive Social hingegen hatte ich schon vor einiger Zeit mal ausprobiert. Es war damals nur eine Handy-App, und ich hatte meinen Account wieder gelöscht, weil sie sehr in Verruf geraten war. Wegen erheblicher Sicherheitslücken war der Dienst auch wochenlang nicht verfügbar. Ob er heute noch eine Rolle spielt, weiß ich nicht. Er erschien auf der Bildfläche etwas eher als t2.social. Ich glaube sowieso, dass die meisten dieser neuen Dienste sehr sehr flüchtig sein werden. Wie schnell t2.social wieder verschwindet, werden wir sehen. Hive Social ist gefühlt schon wider weg. Es war eher in der Anfangszeit nach der Musk-Übernahme von Twitter neben Tumblr, Post.news und Mastodon im Hype.

Tumblr übrigens ist ganz und gar nicht neu. Das hatte ich schon vor vielen Jahren mal benutzt. Es gehört heute Automattic, denen auch wordpress.com gehört, wo dieses Blog liegt. Automattic hat jüngst ein bekanntes ActivityPub-Plugin für die WordPress-Software aufgekauft und will auch die Tumblr- und wordpress.com-Dienste ins Fediverse bringen. Dann wäre auch dieses Blog im Fediverse, und man könnte diesen Kurztext hier per Mastodon lesen. Klingt sinnvoll, oder?

Ok, Stichwort Kurztext, ich komme zum Ende. Mein Fazit für heute ist:

1. „Micro-Blogging ohne Fediverse“ (so der Titel dieses Blogeintrags) ist derzeit nicht sinnvoll, weil es gerade keine taugliche und zugleich angesagte Plattform gibt.

2. Micro-Blogging im Fediverse ist immerhin etwas sinnvoller geworden, weil sich Apps und Kultur zumindest in der Mastodon-Ecke deutlich verbessert haben. In anderen Ecken ist sie hingegen verrottet, wie z.B. der Hashtag #ItsAlwaysPleroma zeigt, dem man oft im Zusammenhang mit #FediBlock und #DarkFedi begegnet.

3. Andere Dinge im Fediverse zu machen, wie z.B. Fotostreams, ist aktuell überhaupt gar nicht sinnvoll, weil das Fediverse mit den heutigen Protokollen keine sinnvolle Klammer um Instanzen ist, die irgendwelche Software fahren. Durch die Föderation kann sich hier keine distinguierte User Experience entwickeln.

Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Für die meisten Menschen sind die eigentlichen Fragen der Zukunft auch gar nicht Föderation oder Dezentralismus, sondern eher die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die zentralistischen Großplattformen, sowie die wachsende Bedeutung von Videoformaten. Das sind allerdings zwei Dinge, die mich persönlich vorerst überhaupt nicht interessieren.

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Die kürzest mögliche Anleitung zu Mastodon

Aufgabenstellung: Du kennst Twitter und willst herausfinden, was dieses „Mastodon“ ist, von dem Du gehört hast.

Lösung: Du googelst danach und findest sofort dies heraus: Die Mastodon gGmbH ist eine gemeinnützige Firma, die

Warte, klick jetzt nicht auf diese Links! Die sind egal, und das war jetzt auch nicht die im Titel versprochene „kürzest mögliche Anleitung zu Mastodon“. Lass mich erst nur noch einen Nachtrag machen:

Wenn Du Pech hast, hast Du beim googeln auch erfahren, dass es auch andere juristische Personen (Privatleute, Vereine, usw.) gibt, die

Tipp: Probier, wenn überhaupt, einfach irgendwas. Ich selber

  • habe bei dem oben genannten Dienst https://social.tchncs.de seit 10.04.2017 einen Account (zu Testzwecken)
  • benutze heute (damals hatte ich noch Android) alle drei der oben genannten iOS/iPadOS-Apps („Toot!“, „Metatext“ und „Mastodon“)
  • und habe bei dem Dienst https://mastodon.social seit 20.08.2018 einen Zweit-Account (auch nur zu Testzwecken)

Das war jetzt immer noch nicht die kurze Anleitung, denn Empfehlungen zu Dienst und App kann ich Dir überhaupt gar nicht geben. Ich finde nämlich alles blöd, was ich je gesehen habe, und es wurde in den letzten mehr als 5,5 Jahren auch nichts besser.

Was insbesondere kompletter Schwachsinn ist, ist das gesamte Konzept. Der gewählte Dienst liefert einem die Identität / den Handle (@user@dienst.irgendwas), die/der sich somit ändert, wenn man umzieht (den Dienst wechselt). Die Auswahl des Dienstes (genannt „Mastodon-Instanz“, wenn der Dienst die Mastodon-Software verwendet) sollte nach sowas wie versprochener Verfügbarkeit, Performance, Skalierbarkeit, Nachhaltigkeit, Support, dem Moderationskonzept und dem Finanzierungsmodell gehen, was man aber alles ja gar nicht beurteilen kann. Beworben werden Instanzen deshalb stattdessen oft nach Themen (!), um die es da schwerpunktmäßig angeblich gehen soll. Und in der Tat können manche ältere Apps (die offizielle aber nicht) auch anzeigen, welche Toots die User der Instanz insgesamt absetzen. Mit der oben genannten App Toot! kann man sogar in diese sog. „local timelines“ von beliebigen Instanzen reinschauen, ohne dort einen Account zu haben. Man kann in der App sozusagen Instanzen sammeln und durch sie hüpfen wie durch Chaträume im frühen Internet. Interagieren (boosten, liken, kommentieren, folgen, usw.) kann man mit den Toots / den Usern dort trotzdem. (Hierzu findest Du beim googeln das Schlagwort „Fediverse“.) Hat man in mehreren der Instanzen eigene Accounts, wird man von der App gefragt, als wer man jetzt interagieren möchte. Was man aber tatsächlich nirgends findet, sind diese angeblichen „Themen“.

Falls Du Dich jetzt fragst, ob Du das wirklich noch selber ausprobieren möchtest, und insbesondere, was das denn überhaupt mit Twitter zu tun habe: Die Antwort ist einfach: nichts. Das Wesen von Twitter ist seine Kulturkampfigkeit. In Deutschland sind da hauptsächlich Journalisten, Trolle und Nazis, und als kleiner User möchte man möglichst passiv teilnehmen, weil man zu jedem eigenen Tweet die Reaktionen fürchtet. Man folgt vielen riesengroßen Accounts und einigen kleinen hyperaktiven Spinnern, die uns mit ihren Impulskontrollschwächen ein Taschenuniversum erzeugen (diese beiden Wörter habe ich aus Wie Twitter sterben wird von Marcel Weiss geklaut). Ein Taschenuniversum, in dem wir uns bestätigt fühlen, was uns wiederum ein Gefühl von Relevanz verschafft, wie es auch der Konsum von Taskshows im Fernsehen tut. Wirkliche Reaktionen auf eigene Tweets gibt es bei Twitter aber seit Jahren nur noch von persönlich Bekannten. Und wenn man dann doch mal was schreibt, dann hauptsächlich, um sich über irgendwas zu empören. Diese Empörungskultur ist in die DNA von Twitter eingebaut.

Mastodon hingegen ist — wie ich es kürzlich über einen Mastodon-basierten Dienst ins Fediverse schrieb — „ein von Nerds beherrschtes und in deren Freizeit als Hobby betriebenes Gemurkse von Instanzbetrieb und Softwaregepansche“. Man kann auch gar nicht „im Fediverse sein“. Das Fediverse ist im wesentlichen nur ein Föderations-Protokoll (ActivityPub) für die Kommunikation zwischen den Diensten. Oder wie Michael Seemann es formuliert: „mastodon ist halt nur struktur und keine öffentlichkeit.“. Das ganze Fediverse ist nur Struktur. Und damit ist nicht gemeint, dass es nur noch nicht besiedelt ist. Nein, der gesamte Möglichkeitsraum ist nahezu leer und wird es auch bleiben. Eine solche Art von Dezentralität kann grundsätzlich nicht funktionieren. Nicht bei Social Media. (Außer vielleicht, man will selbst einen Dienst im Fediverse betreiben. Dann freut man sich natürlich, dass es Software dafür gibt.)

Nun gut. Dennoch hier nun also wirklich endlich die „kürzest mögliche Anleitung zu Mastodon“: Probier es ggf. einfach aus (um das tun zu können, weißt Du schon mehr, als Du wissen musst), aber erwarte nix. Denn da ist nix. Ich selber mache seit mehr als 5,5 Jahren immer wieder — wie ich es ebenfalls kürzlich im gleichen Mastodon-Thread schrieb — „vorbehaltlose Experimente mit der sich verändernden User Experience (neue Apps mit anderen Use Cases) und dem, was das alles inhaltlich (diese verstreuten Belanglosigkeiten und ihre ewige Sinnlosigkeit) mit mir macht“. Aber es macht mir immer nur Frust. „Im Grunde verschwenden wir hier alle nur unsere Zeit.“ schrieb ich dort auch noch. Das bringt es auf den Punkt.

Andere machen natürlich andere Erfahrungen. Und andere schreiben auch bessere Anleitungen. Vielleicht musst Du also ggf. doch nochmal googeln. Vielleicht aber auch besser nicht.

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Thunderbolt und Lightning

Ich schreibe jetzt mal über was, von dem ich so richtig keine Ahnung habe:

Zwei Kolleg*innen haben heute neue Notebooks bekommen, die nun AMD Ryzen statt Intel Core CPUs haben. Die können daher nun unsere USB-C-Dockingstationen nicht mehr nutzen, weil die für Intel-Notebooks waren, und Ryzen-Notebooks keine Thunderbolt-Dockingstationen unterstützen. Zumindest nicht bei dem Hersteller, von dem unsere Notebooks sind.

Ich erstmal googeln: Thunderbolt.

Ein befreundetes Paar zeigte uns kürzlich beim Abendessen ein Tablet mit USB-C-Anschluss und eine Kamera mit Micro-B-Anschluss. Sie würden gar nicht die Speicherkarte aus der Kamera nehmen und ins Notebook stecken, sondern die Geräte mit einem Kabel verbinden, erzählten sie uns.

Ich erstmal googeln: Micro-B.

Verstanden habe ich, dass USB-A, Micro-B und USB-C Steckerformen sind, sowie Thunderbolt 3 und USB 3.1 Protokolle.

Und sog. Standards, die diese Protokolle sprechen, die gibt es auch noch: USB4 z.B. spricht u.a. Thunderbolt 3 (bis 40 GBit/s) und USB 3.1 (bis 10 GBit/s). USB4 spricht auch noch ein anderes USB-Protokoll mit ebenfalls bis 40 GBit/s, und Thunderbolt 4 gibt es außerdem auch noch. Aber auch wenn z.B. „Thunderbolt / USB4“ draufsteht (wie beispielsweise bei den Apple Macbook Air von 2020 und von 2022), ist meist trotzdem nur Thunderbolt 3 und USB 3.1 drin, weil ein Standard an den Geräten nicht alle seine Protokolle tatsächlich unterstützen muss.

Die Steckerform bei Thunderbolt 3 (auch selbst ein Standard) ist USB-C. Ebenso bei USB4. Ältere Kabel mit USB-A oder Micro-B-Steckern sprechen nur USB 3.1. Ich kenne das von meinen externen Festplatten. Die haben als Steckerform Micro-B an der Platte und USB-A am anderen Ende des Kabels.

Beim googeln bin ich dann sogar auf Leute gestoßen, die solche externen Festplatten an ein altes iPad mit Lightning-Anschluss angeschlossen haben. Lightning ist Steckerform, Protokoll und Standard in einem, und der Standard spricht kein anderes Protokoll. Man braucht ein externes Gerät, einen sog. Protokollkonverter, der das Lightning-Protokoll in das USB-Protokoll übersetzen kann. Man verbindet mit einem Kabel den Konverter mit dem iPad, mit einem anderen Kabel den Konverter mit dem Netzteil des iPads (!) und mit einem dritten Kabel den Konverter mit der externen Platte. Die USB-C-Buchse am Konverter wird dort also für die Stromversorgung der externen Platte benutzt.

Seit etwa 4 Jahren haben die meisten iPads natürlich selber eine USB-C-Buchse und sprechen auch selber das USB-3-Protokoll, nur habe ich eben kein so ein Gerät, sondern halt noch Lightning. Meine On-Ear-Kopfhörer, mein E-Book-Reader, meine Waage und meine Kamera haben sogar noch „Micro-USB“-Buchsen! Das ist optisch so ein halbes Micro-B, was deshalb aber auch nur USB 2.0 sprechen kann. Nur meine In-Ear-Kopfhörer, das iPad-Netzteil und natürlich mein berufliches Notebook haben bereits eine USB-C-Buchse.

Warum Ryzen-Notebooks nun keine Thunderbolt-Dockingstationen unterstützen, habe ich aber immer noch nicht verstanden. Geht es darum, dass zwei externe 4K-Bildschirme über ein einziges Kabel versorgt werden müssen? Sprechen die Dockingstationen für Intel-Notebooks also nur Thunderbolt und die für Ryzen-Notebooks nur ein anderes schnelles USB4-Protokoll?

Dafür, dass die Thunderbolt-Protokolle inzwischen eigentlich in den USB4-Standard integriert wurden (Thunderbolt also als Standard nicht mehr eigenständig weiterentwickelt wird), ist das ganz schön peinlich. Ob das bei anderen Notebook-Herstellern auch so ist, habe ich dann aber nicht mehr gegoogelt. Und auch warum unterschiedliche Kabel mit USB-C-Steckern unterschiedliche Protokolle unterstützen, oder eben nicht, habe ich nur mitbekommen, aber nicht verstanden. Ginge das alles nicht auch ein bisschen einfacher?

In der Praxis ist es allerdings oft auch tatsächlich sehr einfach. Meine Frau z.B. hat USB-C an Kamera und iPad und zieht das Ladekabel des iPads einfach aus dem Netzteil und steckt es in die Kamera, um dessen RAW-Dateien nach Lightroom zu importieren. Ganz ohne Adapter, Konverter, Kartenleser oder irgendwelche zusätzlichen Kabel. Ich weiß daher sicher, dass ich mein iPhone erst ersetzen werde, wenn es ein Modell gibt, das kein Lightning mehr hat. Dessen Zeit ist einfach abgelaufen. Und wenn ich das richtig verstanden habe, erlaubt die EU ab Ende 2024 eh keine Lightning-Buchsen mehr. Apple wird daher wohl bereits Ende 2023 weltweit auf USB-C / USB4 an allen Geräten umstellen. Und die Thunderbolt- und Lightning-Protokolle kann man ja auch über USB4-konforme USB-C-Buchsen weiter unterstützen. Wir werden sehen, das da kommt.

„Thunderbolt and Lightning, very, very frightening me“ (Bohemian Rhapsody, Queen, 1975)

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Ende der Maßnahmen

Es gibt Länder, da hat die Politik ein Datum gesetzt. Ist der genannte Tag erreicht, bedeutet er das Ende aller Maßnahmen. Nicht-pharmazeutische Maßnahmen im Zuge der Covid-19-Pandemie — wie Kontaktbeschränkungen und sowas — gibt es dann einfach nicht mehr.

In Deutschland gibt es so ein Datum aktuell nicht, zumindest habe ich davon nichts mitbekommen. Hier wurde ja auch bisher in allen Phasen dieser Pandemie immer erstmal irgendwie „auf Sicht gefahren“, so dass es verwunderlich wäre, wenn plötzlich etwas passiert, was auch nur im Entferntesten nach Strategie oder nach einem Ziel aussieht. Wer heute trotzdem versucht, in die politische Zukunft zu orakeln, dürfte daher meistens zu der Vermutung kommen, dass uns hierzulande sowas wie 3G-Nachweispflicht und Maskenpflicht in bestimmten Bereichen noch mindestens bis Frühjahr 2022 erhalten bleiben werden. Vielleicht auch viel länger. Man möchte eben weiterhin „auf Sicht fahren“, da man was anderes nicht denken kann. Vielleicht, weil man auch überhaupt gar nicht denken möchte.

Ich wünsche es mir aber. Also das Denken. Aber vor allen Dingen das Schlussdatum. So ein Schlussdatum wie in diesen anderen Ländern. Ich wünsche mir ein Schlussdatum für alle Corona-Maßnahmen. Ein Schlussdatum für Maskenpflicht, für Testpflicht und sogar für den Druck, sich impfen zu lassen. Und erst recht natürlich für Kontaktbeschränkungen. Am besten ein und dasselbe Schlussdatum für alle diese Dinge. Mit dem Übergang vom pandemischen ins endemische Infektionsgeschehen ist es irgendwann Definitionssache, ob wir noch in der Pandemie sind oder nicht. Und dann kann man auch definieren, wann es vorbei ist. Und damit, dass es vorbei ist.

Im Grunde war diese Pandemie ja auch bisher schon Definitionssache. Pandemie war, wo ohne Maßnahmen „Überlastung des Gesundheitssystems“ drohte. Da hatte man dann einige Menschen durch irgendwelche Maßnahmen vor dem Virus beschützt, und einige auch nicht. Hauptsache die „Überlastung“ ging ein bisschen zurück. Dass man willkürlich einige Menschen lange vor dem Bestehen von Impfangeboten vorsätzlich erkranken ließ, fand man ok. Dass man mit den Maßnahmen ebenfalls vorsätzlich und willkürlich einige Menschen direkt schädigte, und andere nicht, fand man auch ok. Wer sowohl von dem Virus als auch von den Maßnahmen weniger bedroht war als andere, war halt besser dran als andere. Und die Leute, die die Maßnahmen beschlossen haben, waren immer besser dran. Im Grunde ging es nur um den Schutz des ökonomischen Systems. Die einen opferte man dem Virus, die anderen den Maßnahmen, um insgesamt möglichst nichts ändern zu müssen. So war das. Im Rückblick könnte man auch sagen: So war das „notwendig“.

Inzwischen sind wir aber in einer Phase der Pandemie angekommen, wo kurzfristige und gute Impfangebote für nahezu jeden verfügbar sind. Man muss nicht einmal viel abwägen. Die Entscheidung für eine Impfung ist naheliegend und risikoarm, sowie nahezu flächendeckend für jeden auch ohne Termin umsetzbar. Eine Rechtfertigung, mit nicht-pharmazeutischen Maßnahmen auf die Menschen einzuprügeln, gäbe es nur noch, wenn trotz Impffortschritts ansonsten erneut eine „Überlastung des Gesundheitssystems“ drohte. Wer sich mal mit den Zuständen in einem Krankenhaus oder auf einer Pflegestation beschäftigt hat, wird sich allerdings verwundert fragen, wann das Gesundheitssystem denn jemals nicht überlastet war (und warum das Ganze überhaupt noch „Gesundheitssystem“ heißt, aber das ist ein anderes Thema). Auch das ist nämlich reine Definitionssache. Jedenfalls sind inzwischen keine von den bisherigen Maßnahmen für eine Überlastungsvermeidung mehr „notwendig“. Denn die Entscheider sind jetzt alle geimpft.

Damit klar wird, dass ich das alles ernst meine, möchte ich hier nun noch kurz auf drei Dinge separat eingehen, um sie näher zu begründen — nämlich auf den Impffortschritt, die Maskenpflicht und auf die mit der Testpflicht verbundene Markierung von Menschen — bevor ich dann mein Fazit präsentiere.

Zum Impffortschritt:

  • Ich verstehe, dass sich viele Leute zwar impfen lassen würden, und eigentlich auch längst wollten, aber bisher irgendwie nicht in die Puschen kamen. Ja, die brauchen einen Arschtritt. Ich verstehe auch, dass sich viele Leute von Falschinformationen über das Impfen leiten lassen. Ja, die müssen auf den Pott gesetzt werden. Motivation und Aufklärung sind Hilfen, die man nicht verweigern darf, denn mit der Impfung schützt man sich nicht nur selber vor einem schweren Krankheitsverlauf, sondern man schützt insbesondere andere. Außerdem ermöglichen Impfungen mehr menschliche Kontakte auch während der pandemischen Hochphasen, und zwar für alle. Sie ersetzen ansonsten notwendige nicht-pharmazeutische Maßnahmen.
     
  • Es gibt aber eben auch Menschen, die ihre Entscheidung bereits getroffen haben und diese auch informiert getroffen haben, und deren Entscheidung nur eben anders ist, als man das gerne hätte. Das ist dann einfach so. Da letztendlich jeder medizinische Eingriff (und darum handelt es sich bei einer Impfung) am Ende immer alleine von der betroffenen Person verantwortet wird, kann ich nicht verstehen, wie man diese Entscheidung nicht akzeptieren kann. Man muss das sogar respektieren und nicht nur tolerieren. Es ist immer eine individuelle Abwägungssache. Ich hatte mich seinerzeit für eine Impfung entschieden, aber das macht mich nicht besser als andere, die sich genauso bewusst und informiert bisher dagegen entschieden haben.

Zur Maskenpflicht:

  • Ich trage, wenn ich in Innenräumen auf andere Leuten treffe, immer frische FFP2-Masken (eben der anderen Leute wegen), und kann auch gut darin atmen (habe selber kein Problem damit). Ich finde den Anblick aber immer noch traumatisierend, wenn in einer Gruppe von Menschen alle mit Maske herumlaufen. Und ich finde die Vorstellung schlimm, dass sich jemand vielleicht von seiner Maske eingeengt fühlt, diese aber auch in Panikattacken nicht absetzen darf. So langsam wird sogar Einkaufen für mich zum Problem, weil ich die Maskenpflicht zunehmend nicht mehr aushalte. Und es geht damit nicht einmal um mich. Es geht darum, was die Maskenpflicht mit uns allen macht.
     
  • Ich glaube nämlich immer mehr, dass wir eigentlich längst alle ein immer größer werdendes Problem mit den Masken haben, ob nun mit dem Tragen oder dem Anblick oder etwas anderem. Außerdem sind wir ja allgemein auf den Austausch von Viren untereinander auch gesundheitlich angewiesen. Der Vorteil, den Zeitpunkt der ersten Infektion mit SARS-CoV-2 noch etwas zu verschleppen (weil wir da noch nicht wirklich im endemischen Geschehen angekommen sind), wird so langsam von dem Nachteil übertroffen, dass die Immunisierung gegen andere Krankheiten zu lange unterbleibt. Man erkrankt dann früher oder später an etwas anderem schwer, was doch auch keine Lösung ist.

Zur Markierung von Menschen:

  • Ich weiß noch, wie mir schlecht wurde, als ich die Strichcodes an den Wohnblöcken in Grünhöfe gesehen hatte (das ist ein Armenviertel in Bremerhaven). Und wir mir aus dem gleichen Grund schlecht wurde, als wir All-inclusive-Teilnehmer auf der Klausurtagung uns für den Zugang zum Buffet mit einem nicht unzerstört ablegbaren Bändchen markieren sollten. Ich ertrage es einfach nicht, wenn Menschen direkt oder indirekt markiert werden. Ich weiß auch noch, wie entsetzt ich war, als mir bei einem Besuch in einem Pflegeheim eine Pistole an den Kopf gesetzt wurde, um ungefragt meine Körpertemperatur zu messen. Oder wie entsetzt ich war, als ich mich für den Zugang zum Frisör oder zum Büro plötzlich testen lassen musste. Spoiler: Ich habe das Pflegeheim nie wieder betreten, und auch nie eine Location, für die ich einen Test gebraucht hätte. Ich würde es einfach nicht ertragen, getestet zu werden. Das ist Klassifikation nach personenbezogenen medizinischen Daten.
     
  • Ein „blaues Bändchen für Geimpfte“ zu tragen (in Zügen und in der Gastronomie in Frankreich, aber auch in einem Freizeitpark in Deutschland war das mal ein Thema), würde mir wahrscheinlich trotzdem nichts ausmachen, obwohl es die beiden Aspekte des vorgenannten Punktes vereint (sichtbare Markierung von Menschen aufgrund von personenbezogenen medizinischen Daten). Das liegt aber wahrscheinlich an der Vorbildfunktion des Geimpftseins und an der Wichtigkeit einer hohen Impfquote. Ich finde es aber richtig, dass diese Praxis jeweils Skandale ausgelöst hat. Es sind Skandale!

Mein Fazit:

  • Ich bin gegen die Diskriminierung von Ungeimpften (siehe „Zum Impffortschritt“), gegen ein Fortbestehen der Maskenpflicht (siehe „Zur Maskenpflicht“), und ich bin generell gegen das Testen und Markieren von Menschen (siehe „Zur Markierung von Menschen“). Sobald ein gewisser Erstimmunisierungsfortschritt in der Bevölkerung vorhanden ist, also das Geschehen zunehmend endemisch wird, müssen wir aufhören, einen 3G-Nachweis zu fordern, bzw. sogar verbieten, dass er irgendwo gefordert wird. Es geht niemanden etwas an, ob jemand geimpft, getestet oder genesen ist oder auf anderem Wege zu Antikörpern oder anderen Immunantworten gekommen ist (z.B. durch unentdeckt durchgemachte Infektionen oder durch Medikamente). Das sind personenbezogene medizinische Daten!
     
  • Wenn diese 3G-Sache zu lange geht, internalisieren außerdem zu viele Menschen den Generalverdacht gegen Viren als schädlich und gegen andere Menschen als deren Überträger. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Der enge Kontakt mit Menschen mitsamt all ihren Viren ist extrem wichtig für unser Immunsystem und unser aller Gesundheit. Und ist mal jemandem aufgefallen, dass man für einen 3G-Nachweis immer seinen Personalausweis vorzeigen muss? Wann ist es plötzlich ok geworden, sich nicht mehr anonym bewegen zu können?

Wenn wir die Pandemie für beendet erklären, weil das eh Definitionssache ist, und alle nicht-pharmazeutischen Maßnahmen streichen, wären alle diese Probleme gelöst. Ja, ich weiß auch, dass noch ein harter Winter 2021/2022 kommt, was Erkrankungen angeht. Aber ich bin überzeugt, dass fortbestehende nicht-pharmazeutische Maßnahmen zu Corona alles nur noch schlimmer machen würden. Es muss ein Schlussdatum geben, und es muss das bald geben. Eine Herdenimmunität kommt eh nie, und eine Grenze zwischen pandemischem und endemischem Geschehen wird man auch nicht messen, sondern auch wieder nur definieren können. Wenn wir die Pandemie jetzt nicht bald für beendet erklären, wird sie nie enden, weil sie in den Köpfen der Leute dann zum Selbstläufer wird und immer weiterbesteht. Wir müssen den Geist wieder einfangen, den wir aus der Flasche gelassen haben, so lange wir es noch können! Vollständig. Und so bald wie möglich. Die Länder, in denen die Politik ein Datum gesetzt hat, an dem alle Maßnahmen ganz eingestellt werden, machen es richtig. Ich möchte das auch für Deutschland.

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Was ist eigentlich aus ipernity geworden?

Wieso frage ich das?
These: Ich frage das, weil ipernity in den Nuller Jahren eine interessante kommerzielle Fotoplattform war, die eine gute Alternative zu flickr anbot. Auf meiner flickr-Profilseite steht noch heute „I left flickr in October 2008 and returned in January 2012. In between I was on ipernity (that I finally left in November 2012).“ Mein erstes Foto bei ipernity hatte ich in der Tat 2008 dort hochgeladen, und mein Profilbild dort ist noch heute ein Ausschnitt aus diesem Foto. Vor 2008 und nach 2012, also um ipernity herum, war ich jeweils jahrelang bei flickr. Ich hatte ipernity damals wieder verlassen, weil die Plattform von den Entwicklern zerschrottet wurde. Aber das ist lange her.

Und was ist nun aus ipernity geworden?
These: Die Firma ging irgendwann pleite, und ein Verein hat es übernommen, die alte Software weiter zu betreiben. Dazu kann man z.B. diese Pressemitteilung finden. Ich bin sehr dankbar darüber, dass die Plattform gerettet wurde. Dadurch kann ich mir heute immer noch angucken, was ich damals fotografisch so gemacht hatte. Ein Offline-Archiv habe ich nämlich nicht.

Wenn ipernity also nun ein Verein ist, wo kann man dann sehen, wer im Vorstand ist und solche Dinge?
These: Der Verein präsentiert sich wohl nur in ipernity selbst, und das dort in Form eines normalen Users. Er hat den Namen ima.team und wie jeder andere User auch u.a. eine Einstiegsseite und eine Profilseite. Und auf der Profilseite sind die Personen mit besonderen Verantwortlichkeiten genannt. Darunter sind von der Mitgliederversammlung Gewählte und von den Gewählten Benannte. Vereinsmitglied ist jeder zahlende User!

Sind diese besonderen Verantwortlichkeiten irgendwo näher beschrieben, damit man sich das besser vorstellen kann?
These: Der Verein kommuniziert, weil er sich eben in Form eines normalen ipernity-Users präsentiert — wie jeder andere User auch — über drei Streams: Fotos, Artikel und Dokumente. Zu den Details der Verantwortlichkeiten findet man diesen Blogeintrag. Man kann darin gut nachlesen, was da (ehrenamtlich!) für Aufgaben gestemmt werden. Ich finde es schon bewundernswert, dass sich Leute finden, die solche Aufgaben übernehmen.

Wenn sich der Verein ipernity also nur in der Plattform ipernity abbildet, wie macht er dann Mitgliederversammlungen und sowas?
These: Schaut man die Liste der Gruppen an, in denen der User ima.team aktiv ist, findet man die Gruppe ipernity-Mitgliedervollversammlung. Über eine andere Ansicht dieser Gruppe, kommt man zu einem „Willkommen! / 2020“-Thread mit 199 Kommentaren. Ich glaube, dort fand die letzte Mitgliederversammlung statt.

Wie muss man sich das vorstellen, dass eine Mitgliederversammlung in einer statischen und editierbaren Webseite stattfindet?
These: Offenbar ist es so, dass derjenige, der gerade „spricht“, einfach in den Thread schreibt, während alle anderen Teilnehmer laufend F5 drücken (= den Refresh-Button ihre Browsers klicken) und die Protokollant:in immer wieder Screenshots macht. Diese Screenshots werden dann hinterher über den Dokumente-Stream von ima.team in einem PDF bereitgestellt und in einem Ergebnis-Thread in der Mitgliederversammlungs-Gruppe verlinkt.

Und wo machen die Teilnehmer während der Mitgliederversammlung ihren Klönschnack?
These: Dafür gibt es in der Gruppe als separaten Thread eine Lounge und zusätzlich einen Channel auf dem in dem Willkommen-Thread (in dem das offizielle Programm stattfindet) verlinkten Discord-Server. Das ist dann doch auf einer anderen Plattform, aber das soll auch so sein. Dadurch bleibt eine Kommunikation auch während möglicher technischer Aussetzer der ipernity-Plattform möglich. Es müssen aber nicht alle Versammlungsteilnehmer auch bei Discord sein, da alles dort nicht Teil der Versammlung ist.

Und wie funktioniert das mit den Abstimmungen?
These: Für jede Abstimmung gibt es einen separaten Thread in der Gruppe, und man schreibt da „ja“ oder ein anderes eindeutiges Einzelwort rein (z.B. „nein“), sobald die Abstimmung eröffnet ist.

Aber warum stelle ich mir eigentlich alle diese Detail-Fragen?
These: Vermutlich, weil ich mich für die nächste Mitgliederversammlung am 28.03.2021 angemeldet habe und dort wohl auch stimmberechtigt sein werde. Ich glaube, man sieht am Kontakte-Netzwerk des Users ima.team, wer 24 Stunden vorab Einblick in bestimmte Dokumente bekommt, und da bin ich auch bei. Aktuell sind das allerdings nur 44 Accounts, und die wohl nicht alles Personen. Keine Ahnung, wie viel mehr das noch werden und wie viele davon dann an der Versammlung auch teilnehmen. Es gibt derzeit wohl so ca. 1.250 zahlende Vereinsmitglieder (davon rund 57% in der EU und in keinem Land mehr als in Deutschland), und jeder davon, der mind. 16 Jahre alt ist und seine Identität nachgewiesen hat, ist teilnahmeberechtigt.

Was steht denn da auf der Agenda am kommenden Sonntag, und ist das irgendwie spannend?
These: Es ist der übliche Kram auf der Agenda wie Entlastung des Vorstands, Berichte von CEO, CFO und Kassenprüfer, Nachwahlen bestimmter Ämter, Satzungsänderungen, Veränderung von Mitgliedsbeiträgen, usw., und nein, es wird wohl nicht spannend werden. Aber was weiß ich schon. Ich hatte von den vergangenen Mitgliederversammlungen nichts mitgekriegt, denn ich hatte bei ipernity lange überhaupt nicht mehr geguckt.

Wie bin ich eigentlich jetzt in 2021 wieder auf ipernity gestoßen?
These: Ich hatte eine Plattform neben flickr gesucht, wo ich Einzelfotos hochladen kann, da ich bei flickr nur Alben hochlade. Und so hatte ich mich an ipernity erinnert. Ich finde es außerdem interessant, ob es möglich ist, so eine Plattform wie ipernity als ehrenamtliches Projekt dauerhaft am Leben zu erhalten. Vorstellen kann ich es mir nicht wirklich, weil alles, was sich nicht ständig neu erfindet, zwangsläufig stirbt, und es in ehrenamtlicher Tätigkeit und in vereinsrechtlichen Strukturen kaum möglich sein dürfte, so eine Plattform in Oberfläche und technischem Unterbau in dem erforderlichen Maße ständig neu zu erfinden, aber den Versuch finde ich trotzdem spannend, da er gemeinnützig und vollkommen nicht-kommerziell ist. Ich habe ipernity deshalb 2021 wieder in meine Kontakt-Seite eingetragen und auch ab und zu mal ein Einzelbild hochgeladen.

Wie geht es jetzt weiter?
These: Erstmal nehme ich jetzt an der Mitgliederversammlung teil. Außerdem lade ich weiter ab und zu einzelne Fotos dort hoch. Wahrscheinlich aber weiter nur neue Fotos und keine vom Handy, d.h. ich muss auch wieder mehr auf Fototouren gehen. Und dann schaue ich mal, was es heutzutage so für aktive Gruppen gibt. Es läuft ja auch gerade ein Projekt bei ipernity, die inaktiven Gruppen zu konsolidieren. Und ich werde mir meine eigenen alten Fotos bei ipernity mal anschauen. Wahrscheinlich ist das lauter gruseliges Zeugs, aber vielleicht auch nicht. Wenn nicht (also wenn ich das selbst nicht erkenne), dann habe ich mich offenbar nicht weiterentwickelt. 😉 Jedenfalls bin ich wie gesagt dankbar, dass es diesen Verein jetzt gibt. Vielleicht ist das goldene Zeitalter kommerzieller amerikanischer Plattformen wie flickr ja auch bald mehr oder weniger vorbei, und vielleicht ist so ein Vereinsansatz am Ende viel nachhaltiger, als ich heute denke.

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